Erste Darstellung der (un-)vergessenen Geschichte des Instituts für Landschaftsforschung und Naturschutz (ILN) der DDR

Abwicklung zum 31.12.1991 – Weiterführung des ILN war seitens der Entscheidungsträger des bundesdeutschen behördlichen Naturschutzes nicht erwünscht

Im Rahmen der Veranstaltung zum zwanzigjährigen Bestehen des Instituts für Umweltgeschichte und Regionalentwicklung e.V. an der Hochschule Neubrandenburg (IUGR e.V. – siehe www.iugr.net) wurde in Halle, dem einstigen Sitz der Hauptstelle des ILN, durch L. Bauer, L. Reichhoff und U. Wegener – in Anwesenheit vieler ehemaliger Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des ILN – die erste und zgl. auch beachtlich umfassende Darstellung der Arbeit und der Geschichte des ILN vorgestellt. Herausgeber ist das IUGR e.V., die Redaktion lag in den Händen von H. Behrens, L. Reichhoff, U. Ruge und U. Wegener; mitgewirkt haben 24 weitere, ehemals im ILN tätige Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Die einleitende Beschreibung der Geschichte des ILN stammt aus der Feder von H. Behrens.

Vorgelegt wurde eine profunde Beschreibung sowohl der Forschungsbereiche als auch der Forschungsergebnisse. „Die Forschungsgeschichte dieses Leitinstituts für den Naturschutz und die Landschaftspflege in der DDR spiegelt in beeindruckender Weise landschaftsökologische Entwicklungsprobleme in der DDR – insbesondere in den Agrar- und Forstlandschaften sowie den Bergbaufolgelandschaften -, den forschungsseitigen Umgang damit und die enormen Forschungsleistungen wider, die die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des ILN unter zum Teil widrigen materiellen und häufig auch schwierigen politischen Rahmenbedingungen erbrachten.“ (S. 9)

Die im ILN erarbeiteten Studien zu gravierenden Problemen des Umwelt- und Naturschutzes, stellen größtenteils auch heute noch den aktuellen Stand der Forschung dar, wurden aber im Zuge der Wiedervereinigung, parallel zur Schließung des Institutes, offiziell nicht zur Kenntnis genommen. Es wäre daher wünschenswert, dass es infolge der vorliegenden Publikation über das ILN in naher Zukunft möglich sein wird, die Forschungsberichte des ILN durch das IUGR e.V. zu veröffentlichen, möglichst kommentiert durch die einstigen Bearbeiter.

Jedem Interessenten der Geschichte des Natur- und Umweltschutzes in der DDR ist die Rezeption dieses Buches wärmstens zu empfehlen. Zgl. reiht sich diese Darstellung nahtlos ein in die bereits beachtliche Publikationsreihe des IUGR e.V.

Lutz Reichhoff und Uwe Wegener:
„ILN – Institut für Landschaftsforschung und Naturschutz Halle. – Forschungsgeschichte des ersten deutschen Naturschutzinstituts“

Das Buch erschien im Steffen-Verlag Friedland (www.steffen-verlag.de) und kann dort direkt bestellt oder über den Buchhandel bezogen werden: ISBN 978-3-942477-10-9, Preis 17,80 Euro.


„Kampf für die Umwelt unter kritischer Aufsicht“ (Mitteldeutsche Zeitung, 29.09.2011)


Nachtrag zu obiger Buchvorstellung

Obwohl die Schließung des ILN und schon zuvor der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland (fast) über 20 Jahre zurückliegen, zeigen heftige und kritische Reaktionen hinsichtlich der Buchvorstellung, dass auch innerhalb des ILN die 'natürlichen' Grundprobleme der DDR-Gesellschaft (absolute SED-Herrschaft und -Hierarchie, Einflußnahme auf und Beobachtung der Arbeit des ILN durch das MfS, Diskreditierung abweichender Standpunkte u.a.m.), die heute mitunter 'ausgeblendet' werden, voll zum Tragen kamen und daher die Erschließung der Geschichte des ILN mit o.g. Publikation erst am Anfang stehen kann, wenn die gesamte Geschichte, d.h. auch die gesellschaftliche Einbindung des ILN betrachtet werden soll. Das Wirken des ILN war selbstverständlich eingefügt in das staatliche Gesamtgefüge samt subtiler oder offener Repressivmöglichkeiten und die wissenschaftliche Arbeit war keinesfalls nur unpolitische, naturwissenschaftliche Tätigkeit auf einer einsamen Insel, sondern unterlag allen Zwängen und Restriktionen des normalen DDR-Alltags. Insofern soll die Buchvorstellung nicht falsch verstanden werden als retrospektiv unkritisch-nostalgische Sichtweise. – Kritische Hinweise dieser Art zeigen, dass im Hinblick auf die politische Einordnung des ILN noch heute erheblicher Diskussionsbedarf besteht.

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