Versuch der Vermittlung zwischen heute unlösbaren Widersprüchen(?)

Grundübel der gnadenlosen Profitorientierung

Quelle: www.stiftung-naturschutz-thueringen.de/stiftung/stiftung-aktuell/einzelansicht/view/thueringer-naturschutzpreis-fuer-kooperationsprojekte-vergeben-kopie-1.html

Naturschutz durch Naturnutzung – Naturschutz durch Kooperationsprojekte mit Flächennutzern

Nur von einem Punkt auf den Hügeln
Sieht man das Land, wie es wirklich ist.
Nur in der Furcht des Verlustes
Weiß ich wirklich, was du mir bist.

Diese vier Zeilen stammen von Eva Strittmatter. Wer einen Preis auslobt will das Besondere hervorheben, zeigen, was über das Normale hinausweist, auch Überblick gewinnen: Was gibt es eigentlich, wie weit sind wir, was ist modellhaft? Nur von einem Punkt auf den Hügeln sieht man das Land, wie es wirklich ist. Der Thüringer Naturschutzpreis nimmt das Land in den Blick und hebt das Besondere über das Alltägliche. In der Hoffnung, dass das Besondere alltäglicher werden möge. Die heute ausgezeichnet werden, sind Pioniere, andere sollen nachkommen.

Das ist die eine Seite der heute zu überreichenden Medaillen. Die andere findet sich auch in den Zeilen von Eva Strittmatter: Nur in der Furcht des Verlustes weiß ich wirklich, was du mir bist. – Der Preis ist auch getrieben von der Sorge um Natur und Landschaft. Ein Hinweis auf die Gefährdung.

Vor genau 50 Jahren hat Rachel Carson ihr Buch "Der stumme Frühling" veröffentlicht. Sie hatte wie nie zuvor auf die Folgen des Pestizideinsatzes für Menschen und Tiere aufmerksam gemacht, insbesondere das Vogelsterben. In der Folge wurde DDT in den USA verboten. Selbst der Präsident hatte das Buch gelesen. Alle von Rachel Carson befürchteten Folgen – auch die, die spekulativ waren, die sie mehr gefühlt als gewusst hat – sind bestätigt und gehören heute zum "Pestizidwissen". Ein halbes Jahrhundert später konstatieren wir, dass der Pestizideinsatz in Deutschland seit 1994 um ein Drittel gestiegen ist – und es stiller geworden ist über unseren Äckern. So oft der Kuckuck ruft, so viele Lebensjahre hast du noch, sagt der Volksmund. Wir hören ihn nur noch halb so oft. Der Bestand an Ackervögeln ist in den vergangenen fünf Jahren weiter zurückgegangen, halbiert in den vergangenen 15 Jahren. Die Rebhühner sind gar auf ein Fünftel geschrumpft, Braunkehlchen auf ein Drittel. Es ist schlecht bestellt um Haubenlerche, Wiesenpieper und Ortolan.

Es scheint recht und billig, mit dem Finger auf die Landwirtschaft zu zeigen und sie als die Schuldige auszumachen. Ist es das, ist es recht? Zu billig ist es auf alle Fälle, einfach zu einfach.

In Jahrhunderten umweltverträglicher Landnutzung sind unsere Kulturlandschaften entstanden, ist Heimat geprägt worden – und damit unmerklich verbunden eine größere Arten- und Biotopvielfalt. Wir sehen heute – in der Furcht des Verlustes – dass das nicht mehr selbstverständlich ist. Aber denen, die den Strukturreichtum geschaffen haben, jetzt vorzuwerfen, sie würden ihn achtlos einem rein wirtschaftlichen Interesse preisgeben, ist so, als würden wir den Landwirten vorwerfen, ihr Herz hätte aufgehört zu schlagen. Unsere Kulturlandschaften sind umstellt vom Preisdruck, von Nahrungsmittelimporten zu Dumping- Preisen, von Transporten, deren Kosten nicht die ökologische Wahrheit sagen, so dass Äpfel aus Südtirol, die dort die Kulturlandschaft zur Monokultur verkommen lassen, hier dafür sorgen, dass Streuobst unterm Baum verfault.

Eine befreundete Familie hat im Grenzland zwischen Hessen und Thüringen auf 200 Hektar Ökolandbau betrieben. In einem Weihnachtsbrief schreiben sie: "Wir sind ab Neujahr keine Ökobauern mehr. Lange Zeit war uns das nicht vorstellbar. Aber zu einer umweltgerechten, schöpfungsbewahrenden Landwirtschaft gehört eben nicht nur ein schonender Umgang mit Ressourcen und tiergerechte Haltungsformen, sondern auch ein verantwortlicher Umgang mit den eigenen physischen und psychischen Kräften, ein menschengerechtes Arbeits- und Lebensumfeld und nicht zuletzt auch die Aufrechterhaltung einer wirtschaftlichen Existenz. Aber für diese die Menschen betreffenden Komponenten gibt es weder 'Anbaurichtlinien', noch Kontrollen."

Die Landwirtschaft zum Sündenbock zu machen, ist weder fair, noch wird uns das aus dem Dilemma helfen. Ebenso fatal ist es, den Naturschutz zum Feindbild gegenüber der Landwirtschaft zu brandmarken. Es hat eine Gesellschaft noch nie vor den Katastrophen bewahrt, diejenigen an den Pranger zu stellen, die schlechte Nachrichten verkünden.

Wir pflegen in der Gesellschaft das Schwarze-Peter-Spiel, darauf bedacht, dass die Probleme nicht an mir kleben bleiben. Die Landwirtschaft soll gefälligst extensiver wirtschaften, sagen die Naturschützer. Darauf die Landwirte: Würden wir, geht aber nicht, nur mit weiterer Intensivierung können wir die Preise halten. Wir könnten extensivieren, aber dann müssten auch Preise gezahlt werden, mit denen wir existieren können. Damit wäre der Schwarze Peter bei denen, die mit Lebensmitteln handeln, auf- und verkaufen und eine – gegenüber den Landwirten – gnadenlose Billigpreispolitik fahren. Von hier aus lässt sich die Karte weiterspielen an uns, die wir nicht bereit sind, beim Einkauf der Lebensmittel auch noch Braunkehlchen, Wiesenpieper und Kiebitz mit zu bezahlen – zumal man die nicht ohne weiteres essen kann. So werden die Probleme auf dem Karussell der Verantwortlichkeiten im Kreis bewegt, aber nicht gelöst.

Diese Kreislaufstörungen der Gesellschaft können durchbrochen werden. Einzelnen Akteuren, die auf besondere Weise berührt sind, denen gelingt das, Menschen, die beseelt sind von einer Idee, die aus dem Hamsterrad aussteigen und unternehmerisch den Geldfluss in eine andere Richtung lenken. Auch deshalb halte ich nichts davon, von der Landwirtschaft zu reden. Die gibt es schon lange nicht mehr. Landwirte sind Menschen, die in und mit der Natur arbeiten, die von ihr leben, die von ihr leben müssen und daran auch verzweifeln und zerbrechen können. Rede ich von der Landwirtschaft kann ich nur statistisch konstatieren, was sie bedeutet für den Naturschutz. Rede ich von Landwirten, wird es menschlicher, weil Menschen sich berühren lassen, weil sie die Fähigkeit zum Mitleiden haben, ansprechbar sind, bewegt werden können – und manche sich dann auch bewegen.

Nicht die Landwirtschaft hat sich um den Thüringer Naturschutzpreis beworben, sondern Landwirte, Menschen, die sich kümmern. Einzelfälle, vor denen die Gesellschaft den Hut ziehen kann – und heute auch zieht! Sie, die sie ausgezeichnet werden, stehen dafür, dass die Entfremdung zwischen Landnutzung und Mutter Erde nicht hingenommen werden muss. Die eingereichten Unterlagen sind getragen vom Respekt vor der Natur und auch von der Verbissenheit, entgegen allem Trend etwas zu erreichen.

Auflösen kann das Schwarze-Peter-Spiel letztlich aber nur die Politik. Es ist eine politische Aufgabe, die unterschiedlichen Interessen abzuwägen und am Gemeinwohl auszurichten. Es ist gerade nicht ihre Aufgabe, sich auf die eine oder andere Seite zu schlagen und Lobbygruppen auf den Leim zu gehen, zumal wir es zwischen Landwirtschaft und Naturschutz nicht mit ausgewogenen Verhältnissen zu tun haben. Nicht mehr lange und Zugvögel werden vergiftete Mäuse zu fressen bekommen. Sie haben in der Abwägung, was das Gift für die Vögel bedeutet, gegenüber dem, was es für die Bauern bedeutet, kein Gift zu streuen, verloren. Darin, dass wir in Thüringen ein Ministerium haben, das für Umwelt wie für Landwirtschaft zuständig ist, läge eine Chance, die Dinge zusammen zu denken, also – im ursprünglichen Sinne des Wortes – ökologisch zu handeln. Aber diese Zusammenlegung entpuppt sich oft genug als Handicap. Wie soll der Minister die gegenstreitenden Interessen auflösen? Oft kann er nur noch mit warmen Worten versuchen, dass die Seite, die über den Tisch gezogen wird, die Reibungswärme als Nestwärme empfindet. Ich mache das gar nicht zum Vorwurf. Es ist ein strukturelles Problem.

Aufgelöst wird es durch Abgrenzung. Dem Naturschutz wird genüge getan durch Ausweisung. 60 % der Thüringer Landesfläche stehen unter Schutz, aber nur 15 % unterliegen Auflagen aus Naturschutzsicht. Die anderen 45 % helfen der Natur nur mittelbar. Ein Naturpark hilft uns, zu verstehen, dass da ein besonderer Naturraum ist, der eigentlich eines Schutzes bedarf. Er ist ein Schild, mehr ein Vorzeigen als ein Davorstellen; damit lassen sich Touristen anlocken, aber so manche zugebaute Aue hat sich über den Naturpark auch schon totgelacht.

Mit der Ausweisung von wirksamen Schutzgebieten allein hat der Naturschutz keine Chance. Mit der Bereitschaft, Flächen aus der Nutzung zu nehmen, werden allzu oft die übrigen Flächen einer ungebremst intensiven Nutzung preisgegeben. Das ist der Deal. Deshalb können Naturschutzgebiete immer nur Modell sein für ähnliche Naturschutzgebiete, ein Nationalpark für den anderen, nicht aber für den Naturschutz überhaupt. Wir brauchen Naturschutz, der weniger in Inseln und mehr in der ganzen Fläche denkt. Das aber geht nur gemeinsam mit der Nutzung, einer naturerhaltenden Nutzung. Wir brauchen Modelle für einen Naturschutz, der nicht auf Unterschutzstellung angewiesen ist. Wie können wir aus dem Besonderen der drei Modelle, die ausgezeichnet werden, das Alltägliche werden lassen?

Haben Sie noch im Gedächtnis, wie die Rückseite unseres alten 50-Pfennig-Stückes aussah. Da war eine Frau zu sehen, die einen Baum pflanzt, eine Eiche, mit Blättern. Forstlich war das natürlich falsch, man pflanzt ja Wurzelnacktes nicht mit Blättern. Aber treffend war dennoch ausgedrückt, dass wir uns mit Geld lenken lassen. Die Politik kann steuern mit den Steuern. 2014 wird die EU-Förderpolitik umgestellt. Bisher ist die Förderung für die Landwirtschaft naturschutzfachlich eher kontraproduktiv. Wer nicht jeden Quadratmeter nutzt, setzt seine EU Fördermittel aufs Spiel. Hier wird der Naturschutz zerrieben zwischen den Paragrafen der Fördermittelrichtlinien. Kaum jemand will riskieren, von einem Brüssler Bürokraten mit einer Hecke am Ackersaum erwischt zu werden und geht vorsichtshalber auf die konventionelle Seite, weil es die sichere ist.

Das soll sich ändern. Der Landwirtschaftskommissar will die Vergabe von Fördermitteln zukünftig auch daran binden, dass 7 % der Fläche vorrangig dem Naturschutz zu dienen haben. Umweltverbände fordern 10 %. Es ist legitim, von dem Geld, das wir alle aus Steuern aufbringen, damit auch in Richtung dessen zu steuern, was die Gesellschaft verabredet hat: "Natur und Landschaft sind auf Grund ihres eigenen Wertes und als Grundlage für Leben und Gesundheit des Menschen auch in Verantwortung für die künftigen Generationen ... zu schützen", so lautet § 1 des Bundesnaturschutzgesetzes.

Der Naturschutz in der Fläche liegt im Gemeininteresse. Mit der Umstellung der Förderpolitik bietet sich eine einmalige Gelegenheit, aus dem, was wir längst wissen, ein Wollen werden zu lassen, einen Hebel herumzulegen. Diese Art, Naturschutz zu betreiben, wäre der Durchbruch im Offenland. "Pritzelkram ist der Naturschutz, so wie wir ihn haben. Die Naturverhunzung arbeitet 'en gros', der Naturschutz 'en detail'", so hat Hermann Löns 1911 gehöhnt. Naturschutzpolitik erscheint uns auch heut mitunter kümmerlich und hilflos. 1998 gab es ein Kolloquium unter der Schirmherrschaft des Thüringer Ministers für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt zum Einfluss der Großflächenlandwirtschaft auf die Flora. Später publiziert mit einem Vorwort des Ministers. Darin wird von einer drastischen Verknappung von Lebensräumen von Pflanzen und Tieren und auch der Landschaft gesprochen und davon, dass dies eine Herausforderung für die Landwirtschaft zu sein hat. Und weiter? Bei dem Kolloquium wurde zutage befördert, dass die Artenvielfalt am deutlichsten ansteigt, wenn der Feldrain von einem halben auf einen Meter verbreitert wird, und zwar von 20 auf 50 Arten. Ideal wären 3 Meter, dann hätten wir zwischen 60 und 70 Arten. Wie weit sind wir damit? Das ist 15 Jahre her. Die Waldränder sind die Finger an der Hand des Waldes, hier steppt der Bär, hier spielt sich 60 % des Waldlebens ab. Wie weit sind wir damit, nicht bis an die Stämme zu grubbern? Vor zwei Wochen wurden auf einer Konferenz Ideen laut, zwischen die Maisschläge Streifen mit Ackerwildkräutern zu säen. Wie weit wollen wir damit sein in 15 Jahren?

Die Griechen unterscheiden in Chronos, die Zeit, und in Kairos, den rechten Zeitpunkt. Jetzt ist der Kairos, das Besondere über die EU-Förderpolitik alltäglicher werden zu lassen. Zeit ist es längst, aber jetzt ist die Zeit! Sollte es eine Thüringer Naturschutz-Politik, nicht nur Naturschutz- Verwaltung geben, dann müsste sie jetzt einschwenken.

Und bitte, wer diesen neuen Ansatz jetzt ausspielt gegen den Hunger in der Welt und meint, die Anbauflächen würden gebraucht, um die Menschen alle satt zu machen, der landet aber punktgenau bei den Subventionen von denen er lebt und an denen andere verrecken, nämlich wieder bei der EU-Förderpolitik. In Afrika wird die kleinbäuerliche Landwirtschaft gnadenlos zerstört, weil in Europa billig produziertes Fleisch, Obst und Gemüse die Märkte überschwemmt, halb so teuer wie die Produkte, für die sich ein Bauer am Stadtrand abschindet, ohne nur in die Nähe des Existenzminimums zu kommen. Jean Ziegler war UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Er sagt: "Es gibt keine Fatalität mehr. Ein Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet." Aber nicht, weil wir hier einen Ackerrandstreifen verbreitern.

Natürlich darf eine reduzierte Anbaufläche und ein geringerer Ertrag nicht die Spirale einer noch intensiveren Landbewirtschaftung weiterdrehen. Das rührt an die Preispolitik und letztlich auch an uns als Verbraucher. Bei dem schwarzen Peter-Spiel bleibt der Schwarze Peter am längsten in der Hand der Verbraucher. Letztlich geht der Druck auf die Preise auf uns Konsumenten zurück. Die Bereitschaft, für Lebensmittel so viel zu zahlen, dass die Bauern davon leben und wir Natur und Landschaft erhalten, ist nicht gerade ausgeprägt. Wir geben noch 15 % unserer Einkommen für die Ernährung aus, in den 50er Jahren war es die Hälfte. Verschoben haben sich zudem noch die Essgewohnheiten. Den Sonntagsbraten gibt es immer noch, aber dazwischen liegen vier bis fünf Schnitzel und Bratwürste. Der jährliche Pro-Kopfverzehr in Deutschland liegt bei 88 kg, macht 1,6 kg pro Woche. Um die Wochenration zu produzieren, werden 11 bis 25 kg Getreide gebraucht. Auf der dafür benötigten Fläche ließen sich im selben Zeitraum 320 kg Tomaten oder 5 Zentner Kartoffeln ernten. Fleischverzehr bedeutet auch: Lebensmittelvernichtung.

Ich erwarte von der Politik, dass sie uns das vorhält. Oh ja, wir sind versessen und verfressen auf unsere Bratwurst. Und ja, es ist ein Stück Thüringer Identität. Der Höhenzug des Thüringer Waldes hat – aus der Ferne betrachtet – die Krümmung einer Bratwurst. Aber mindestens so oft, wie sich Politiker dabei fotografieren lassen, wie sie in eine fett- und senftriefende Bratwurst beißen, sollten sie sich zum Posieren vor die Landschaft stellen. In Landschaften liegt die politische Überzeugungskraft verborgen.

Aber was viele Menschen anrührt, ist die Landschaft an sich. Was für ein Drang da in uns wohnt, auf jeden Hügel zu steigen, um sich am Blick in die Landschaft zu ergehen. Wir Deutschen sind empfänglich für Landschaften, ja, man kann uns damit sogar besoffen reden. Gewerbepark. Abfallentsorgungspark. Chemiepark. Und drei durchgesessene Sofas heißen Wohnlandschaft. Hinter dem bekanntesten Zitat von Helmut Kohl – seiner Rede von den blühenden Landschaften – wurde Landschaft auf- und ab- und ausgeräumt, her- und hin- und zugerichtet. Flurbereinigt. Ganze Berge versetzt, versetzt im Pfandhaus des Aufschwungs. Viele haben schon nach fünf Jahren die Landschaften ihrer Kindheit nicht mehr wiedergefunden – und vermisst. Was verändert sich für mein Leben, wenn sich Landschaften verändern? Heute merken wir eher, dass Wohlstand auch bedeutet, Natur erleben zu können. Heute rührt sich Widerstand gerade bei den großen landschaftsfressenden Projekten.

Die Naturlandschaft fasziniert uns, weil sie so selten ist, weil wir spüren können, wie es gewesen ist, wie das gemeint war mit der Natur. Hier wird die Sehnsucht nach dem Jungfräulichen genährt, dem Reinen, dem Ehrlichen – und mittlerweile sind wir so erwachsen, dass wir diese Naturlandschaften betrachten können ohne dass wir uns vorstellen müssen, wie bereichernd da jetzt ein Gewerbepark wäre. Wir sind am Ende des 20. Jahrhunderts auf einen Hügel gestiegen und haben zurückgeschaut auf ein Jahrhundert Industrialisierung: Nur von einem Punkt auf den Hügeln sieht man das Land, wie es wirklich ist. Nur in der Furcht des Verlustes weiß ich wirklich, was du mir bist.

Auch Kulturlandschaften rühren uns, weil sie uns Heimat sind. Wir alle sind geprägt von der Landschaft, in der wir geboren wurden. Hier sind wir geborgen, in der Kontur einer Landschaft lesen wir das Buch unserer Kindheit. In den Wiesen haben wir gespielt, in dem Bach gebadet, in den hohlen Weiden uns versteckt. In einer Naturlandschaft kann sehr einsam sein, wer Tiere und Pflanzen noch nicht als seine Schwestern und Brüder ansieht. Eine Kulturlandschaft heißt einen immer willkommen, lädt einen ein, zeigt Wege, durch diesen Weinberg zu streifen, einen Apfel zu pflücken. Wir merken die Sorgfalt, je mehr, umso mehr fühlen wir uns geborgen, weil dahinter Menschen zu vermuten sind, die sich kümmern, liebevoll. Davon leben wir ja selbst, dass sich jemand, wie um eine Landschaft, um uns kümmert. Es ist schön hier, sagen wir dann, ich möchte einen Moment bleiben.

Lassen Sie uns mehr Landschaft wagen!
Herzlichen Glückwunsch denen, die uns vormachen, wie das gehen kann.


Ralf-Uwe Beck
Ehrenvorsitzender BUND Thüringen
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