Wasservögel auf der Talsperre in Zeulenroda-Triebes gezählt

Beitrag der OTZ vom 14. Oktober

Nabu-Mitglieder aus Zeulenroda sind am Sonntag unterwegs, um die Population der Wasservögel zu kontrollieren

Kormorane im Flug. Sie gehören derzeit mit zu den zahlreichsten Arten. © Foto: Tobias Schubert

Es ist Sonntagvormittag an der Vorsperre Riedelmühle. Auf einem kleinen Parkplatz zwischen Kleinwolschendorf und Pahren trifft sich der OTZ-Reporter mit Jürgen Kamradt und Ralf Sengewald von der Ortsgruppe Zeulenroda des Naturschutzbundes (Nabu). Sie sind in besonderer Mission unterwegs: Wasservögel müssen gezählt werden, sowohl nahe der Vorsperre als auch um die Stauwurzel herum. Es ist eine gar nicht mal so kurze Strecke, die die beiden zu erledigen haben, aber sie sind mit den Herausforderungen und Aufgaben bestens vertraut, schließlich ist es nicht das erste Mal, dass sie auf der Strecke unterwegs sind.

Insgesamt sechsmal im Jahr zählt der Nabu Zeulenroda in fünf Zählgebieten entlang der Weida die Wasservögel, erzählt Kamradt – im Januar, Februar, März und im Oktober, November und Dezember. Und das mit einem überschaubaren Team. Sieben aktive Beobachter gibt es, die sich die Gebiete einteilen und zum Teil schon seit Jahrzehnten mit dabei sind – Kamradt etwa seit 1968.

Schon von Weitem ist das Geschnatter der Nilgänse zu hören. Sie treten neben den Stockenten und Kormoranen am Sonntag am zahlreichsten auf. 89 werden Kamradt und Sengewald am Ende allein auf dem Teil der Vorsperre gezählt haben – viel im Vergleich zu anderen Arten, die sonst zahlreicher auftraten, aus verschiedenen Gründen derzeit aber noch nicht in der Region sind. Nilgänse sind, wie es schon der Name sagt, eigentlich nicht in der Region heimisch, werden es aber immer mehr. Relativ aggressiv verdrängen sie dabei andere Vogelarten aus den Brutgebieten und breiten sich aus.

Das ist ein Grund für die regelmäßigen Zählungen, erklärt Kamradt. Es geht darum, die Veränderungen in der Population im Blick zu behalten, zu schauen, wie sich etwa die Ausbreitung der Nilgänse auf die heimische Fauna auswirkt. Nur so kann man abschätzen, wie sich die Ausbreitung der Neozoen – Tiere, die sich in einem Gebiet vermehren, in dem sie nicht heimisch waren, wie eben die Nilgans – auf die heimischen Populationen auswirkt.

Bei anderen Vögeln, die in den vergangenen Jahren zum Teil auch sehr häufig auftraten, müssen die beiden jetzt (noch) passen. Eine Reiherente steht am Ende für das Gebiet der Vorsperre im Protokoll und nur ein Blässhuhn, auch Blesshuhn geschrieben. Sonst seien Teile der Talsperre manchmal ganz schwarz gewesen. Das Wetter war gut für die Vermehrung der Muscheln, die unter anderem als Nahrung der Blässhühner dient. Gerade an den Talsperren-Bauwerken im Wasser würden die Muscheln gut gedeihen, weswegen dort auch schon hunderte Tiere anzutreffen gewesen seien.

Warum außerhalb der Stockenten am Sonntag nur wenige der gewohnten Arten vorzufinden sind, könne an verschiedenen Dingen liegen, sagen die Nabu-Mitglieder. Natürlich gehe das auch auf die Neozoen zurück, die sich immer ausbreiteten. Das sei aber auch die Wärme, die derzeit noch herrscht. Viele Tiere würden sich noch auf Teichen in der Umgebung aufhalten, bis diese zugefroren sind. Zugvögel seien derzeit noch nicht gezwungen, bis in die hiesige Region zu kommen und hielten sich noch weiter nördlich auf. Es gebe auch noch weitere Gründe.

Als sich der Reporter verabschiedet, haben die beiden Nabu-Mitglieder noch einiges an Strecke vor sich, bis sie Feierabend machen können. Und es ist nicht die letzte Tour, schon im November geht es wieder los.

Dass Wasservögel in der Region gezählt werden, ist keine Neuerung der modernen Zeit. Schon zu DDR-Zeiten waren die heutigen Nabu-Mitglieder dafür unterwegs. Diesmal ist es sogar eine internationale Zählung, nicht nur in Zeulenroda sondern in vielen Orten sind am Sonntag die Menschen unterwegs. Die Ergebnisse werden im Anschluss ausgewertet, weitergemeldet und können dann zum Beispiel im Internet abgerufen werden.

Tobias Schubert / 14.10.2019

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