Weniger Stimmungsmache, mehr Fakten

Zum Tag des Wolfs fordert der NABU Thüringen mehr Sachlichkeit in Medien und Politik / forsa-Umfrage zeigt weiter hohe Akzeptanz

Wolf (Canis lupus) © Foto: Heiko Anders

Jena – Zum Tag des Wolfes am 30. April appelliert der NABU Thüringen an Politik und Medien, sachlich und lösungsorientiert mit dem Thema umzugehen. Nach Ansicht der Naturschützer wird immer noch versucht, gezielt Angst mit dem Wolf zu schüren. Dies wird der tatsächlichen Situation der Wölfe in Deutschland und der Wahrnehmung der Menschen nicht gerecht. Anstelle aufgeregter Stimmungsmache müssen wir mehr entlang der tatsächlichen Probleme und Lösungen diskutieren.

Der Naturschutzreferent des NABU Thüringen, Marcus Orlamünder appelliert an Politik, Medien und Landnutzerverbände, den Fokus auf die Unterstützung der Weidetierhaltung im Herdenschutz zu lenken, statt sich nur auf den Abschuss von Wölfen zu versteifen. „Bei den wenigen Wölfen, die in Thüringen beheimatet sind, ist eine solche Forderung völlig überzogen und wenig praxistauglich“, sagt Marcus Orlamünder. „Die Weidetierhaltung ist unersetzbar für den Erhalt vieler Kulturlandschaften und für die Artenvielfalt, zu der im Übrigen auch der Wolf dazugehört. Diese Form der Tierhaltung muss gut gefördert werden - auch abseits des Wolfsthemas.“ Das Thüringer Umweltministerium hat bereits viel zur Akzeptanzförderung des Wolfes in Thüringen beigetragen. Im Vergleich zu anderen Bundesländern gibt es im Freistaat sehr gute Fördermöglichkeiten für Weidetierhaltende und deren Herdenschutz. Werden die Schutzmaßnahmen für Weidetiere richtig umgesetzt, verhindern diese in der Regel Übergriffe durch den Wolf.

Seit mehr als 20 Jahren gibt es wieder freilebende Wölfe in Deutschland. Trotz ihres inzwischen nahezu bundesweiten Vorkommens ist ihre Akzeptanz in der Bevölkerung nach wie vor sehr hoch. Das zeigt eine repräsentative forsa-Umfrage, die der NABU für den Tag des Wolfes in Auftrag gegeben hat.
So finden es 73 Prozent der Befragten erfreulich, dass Wölfe wieder hier leben. Durchschnittlich 75 Prozent stimmen der Aussage zu, dass Wölfe in unsere Landschaft gehören, wie etwa Rehe oder Biber auch. In Regionen mit Wolfsvorkommen stimmen dem ebenfalls 71 Prozent zu. Das Interesse der Menschen am Wolfsthema ist wie in den letzten Jahren groß: 71 Prozent aller Befragten gaben an, dass sie sehr oder eher interessiert an Wölfen sind. 82 Prozent der Befragten sind nicht der Ansicht, dass Wölfe eine Bedrohung für Menschen in Deutschland darstellen. 62 Prozent waren der Meinung, dass die von Wölfen ausgehenden Risiken in den Medien übertrieben dargestellt werden.
„Es ist richtig, dass Medien und Politik auf die Sorgen und Unsicherheiten von Menschen eingehen, auch in Bezug auf Wölfe. Jedoch nur die Herausforderungen abzubilden, aber kaum die Lösungen und funktionierendes Nebeneinander von Menschen, Wölfen und Weidetierhaltung, verzerrt die öffentliche Diskussion massiv und hält im schlimmsten Fall Weidetierhaltende davon ab, Herdenschutz überhaupt auszuprobieren“, sagt NABU-Wolfsexpertin Marie Neuwald.

Auch die aktuelle politische Debatte auf EU-Ebene um den Schutzstatus von Wölfen und anderen Wildtieren im Vorfeld der EU-Wahlen werde leider nicht immer sachlich geführt. Neuwald: „Zu suggerieren, durch einen einfacheren und häufigeren Abschuss von Wölfen würde der Herdenschutz erleichtert, führt an der Realität vorbei und erzeugt falsche Hoffnungen auf vermeintlich einfache Lösungen.“ Auch eine Bejagung wird Herdenschutz nicht ersetzen können, da auch einzelne Wölfe eine Gefahr für ungeschützte Weidetiere darstellen. Die Entnahme einzelner Wölfe, die den Herdenschutz überwunden haben, ist daher der richtige Weg und rechtlich bereits vorgesehen.

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