Biomonitoring im Naturschutzgebiet Frießnitzer See/Struth 2011

Bearbeiter: PD Dr. H. Sänger (Crimmitschau) / P. Meese (Werdau)

In Auszügen

Hintergrund

Auf einer ca. 10 ha großen Feuchtfläche, die südwestlich an den Frießnitzer See (Landkreis Greiz) angrenzt, sollen in den kommenden Jahren die naturschutzfachlichen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen über eine gezielte Beweidung des Gebietes fortgesetzt werden.

Begleitend dazu soll ein Biomonitoring durchgeführt werden, das geeignet ist, um die Effizienz der Beweidung langfristig zu kontrollieren. In einer ersten Projektphase sollen hierzu floristisch-vegetationskundliche Daten erhoben werden.

2 – Aufgabenstellung

Erstellung einer kommentierten Artenliste der Farn- und Blütenpflanzen des Untersuchungsgebietes in einer Abgrenzung von ca. 10 ha
Erfassung der hier vorkommenden Pflanzengesellschaften.

3 – Ergebnisse

3.1 – Erfassung der Farn- und Blütenpflanzen (Pteridophyta et Spermatophyta)

Im Untersuchungsgebiet wurden aktuell 243 Arten Farn- und Blütenpflanzen (Pteridophyta et Spermatophyta) nachgewiesen, die sich auf die einzelnen Artengruppen wie folgt verteilen:

  • Gehölze – 33 Arten
  • Farne, Schachtelhalme – 2 Arten
  • Süßgräser – 37 Arten
  • Sauergräser – 19 Arten
  • Binsengewächse – 8 Arten
  • Kräuter – 144 Arten

In den einzelnen Artengruppen kommen im Untersuchungsgebiet folgende Arten hochstet (ST III und IV) vor:

  • Hochstete Farn- und Blütenpflanzen des Untersuchungsgebietes

  • Gehölze

keine hochsteten Arten

  • Farne, Schachtelhalme

Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre)
ST III

  • Süßgräser

Gewöhnliches Knaulgras (Dactylis glomerata)
ST III

Gewöhnliches Rispengras (Poa trivialis)
ST III

Gewöhnliches Schilf (Phragmites australis)
ST III

Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea)
ST IV

Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis)
ST III

Wolliges Honiggras (Holcus lanatus)
ST III

  • Sauergräser

Ufer-Segge (Carex riparia)
ST III

Zweizeilige Segge (Carex disticha)
ST III

  • Binsengewächse

Flatter-Binse (Juncus effusus)
ST III

  • Kräuter

Acker-Kratzdistel (Cirsium arvense)
ST III

Breitblättriger Rohrkolben (Typha latifolia)
ST III

Echtes Mädesüß (Filipendula ulmaria)
ST IV

Große Brennnessel (Urtica dioica)
ST III

Große Brennnessel [Urtica dioica]
© Foto: Leo / fokus-natur.de

Kriechender Hahnenfuß (Ranunculus repens)
ST III

Pfennigkraut (Lysimachia nummularia)
ST III

Rot-Klee (Trifolium pratense)
ST III

Rot-Klee [Trifolium pratense]
© Foto: Lutz Wolfram / NABU Gera-Greiz e.V.

Spitz-Wegerich (Plantago lanceolata)
ST III

Stumpfblättriger Ampfer (Rumex obtusifolius)
ST III

Wasser-Knöterich (Persicaria amphibia)
ST III

Wasser-Knöterich [Persicaria amphibia]
© Foto: Leo / fokus-natur.de

Weiß-Klee (Trifolium repens)
ST III

Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis)
ST III

Dementsprechend ist auch das Erscheinungsbild des Untersuchungsgebietes, dass außerhalb der beweideten Bereiche durch vom Wiesen-Fuchsschwanz dominierte Wiesen und im Bereich der Beweidung durch von Seggen, Binsen und Rohr-Glanzgras beherrschte Feuchtflächen charakterisiert werden kann.

Unter den nachgewiesenen Pflanzenarten befinden sich 28 Arten (= 11,5 % des Gesamtbestandes), die in Deutschland und/oder Thüringen bereits gefährdet sind oder in der Vorwarnliste zur Roten Liste geführt werden, sowie 4 Arten, die gesetzlich geschützt sind. Eine Übersicht dazu ist in Tab.3 enthalten mit Angabe zum Fundort der Rote Liste-Arten im Untersuchungsgebiet (Koordinaten RW / HW).
Geschützte und bestandsgefährdete Farn- und Blütenpflanzen des Untersuchungsgebietes

Legende

RL D – Rote Liste Deutschland (mit Kategorie)
RL T – Rote Liste Thüringen (mit Kategorie)
VL T – Vorwarnliste zur Roten Liste Thüringen
    – nach BNatSchG besonders geschützte Art
*) – Fund durch Elke Gehroldt (Gera) am 21.08.2011, 5 Expl.
**) – Fund durch Elke Gehroldt (Gera) am 04.06.2011, 1 blühendes Expl.

Acker-Filzkraut *) (Filago arvensis)
RL D: 3
RL T: 2

Bach-Nelkenwurz (Geum rivale)
VL T: !

Bach-Nelkenwurz [Geum rivale]
© Foto: Leo / fokus-natur.de

Flaumhafer (Helictotrichon pubescens)
VL T: !

Fuchs-Segge (Carex vulpina)
VL T: !

Gelbe Wiesenraute **) (Thalictrum flavum)
RL T: 3

Gewöhnliche Hainsimse (Luzula campestris)
VL T: !

Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale)
VL T: !

Herbst-Zeitlose [Colchicum autumnale]
© Foto: Leo / fokus-natur.de

Hirse-Segge (Carex panicea)
VL T: !

Hohe Schlüsselblume (Primula elatior)
VL T: !
§

Hohe Schlüsselblume [Primula elatior]
© Foto: Leo / fokus-natur.de

Hunds-Veilchen (Viola canina)
VL T: !

Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granulata)
VL T: !
§

Knöllchen-Steinbrech [Saxifraga granulata]
© Foto: Leo / fokus-natur.de

Kriech-Weide (Salix repens)
RL T: 2

Kriech-Weide [Salix repens]
© Foto: Leo / fokus-natur.de

Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi)
VL T: !

Kuckucks-Lichtnelke [Lychnis flos-cuculi]
© Foto: Leo / fokus-natur.de

Mittleres Zittergras (Briza media)
VL T: !

Nickender Zweizahn (Bidens cernua)
VL T: !

Salz-Teichsimse (Schoenoplectus tabernaemontani)
VL T: !

Scheinzypergras-Segge (Carex pseudocyperus)
VL T: !

Schlangen-Wiesenknöterich (Bistorta officinalis)
VL T: !

Schlangen-Schlangenwurz [Calla palustris]
© Foto: Leo / fokus-natur.de

Schuppenfrüchtige Gelb-Segge (Carex lepidocarpa)
RL D: 3
RL T: 3

Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris)
VL T: !

Sumpf-Dotterblume [Caltha palustris]
© Foto: Leo / fokus-natur.de

Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica)
VL T: !

Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus)
§

Sumpf-Schwertlilie [Iris pseudacorus]
© Foto: Lutz Wolfram / NABU Gera-Greiz e.V.

Sumpf-Weidenröschen (Epilobium palustre)
VL T: !

Wasser-Ampfer (Rumex aquaticus)
VL T: !

Wiesen-Glockenblume (Campanula patula)
VL T: !

Wiesen-Kammgras (Cynosurus cristatus)
VL T: !

Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis)
VL T: !

Wiesen-Schaumkraut [Cardamine pratensis]
© Foto: Leo / fokus-natur.de

Zierliches Tausendgüldenkraut (Centaurium pulchellum)
RL T: 3
§

Besonders bemerkenswert sind hierbei die Vorkommen folgender Arten im Gebiet:

  • Carex lepidocarpa (Schuppenfrüchtige Gelbsegge)
  • Centaurium pulchellum (Zierliches Taudendgüldenkraut)
  • Filago arvensis (Acker-Filzkraut)
  • Thalictrum flavum (Gelbe Wiesenraute)

vorkommende Vegetationseinheiten

  • Süßwasser-Vegetation
    • Lemnetea (Wasserschweber-Gesellschaften)
    • Potamogetonetea (Wurzelnde Wasserpflanzengesellschaften des Süßwassers)
    • Littorelletea (Strandling-Gesellschaften)
    • Phragmitetea (Röhrichte)
    • Montio-Cardaminetea (Quellflur-Gesellschaften)
    • Scheuchzerio-Caricetea (Kleinseggengesellschaften der Nieder- und Zwischenmoore sowie der Hochmoorschlenken)
  • Vegetation gestörter Plätze

    • Bidentetea (Zweizahn-Knöterich-Melden-Ufersäume)

    • Chenopodietea (Hackfrucht- und Ruderalgesellschaften)

    • Sisymbrietea (Einjährige Ruderalgesellschaften)

    • Artemisietea (Eurosibirische ruderale Beifuß- und Distelgesellschaften und Queckenrasen)

    • Secalitea (Klatschmohn-Gesellschaften)

    • Aperetalia (azidophytische Getreideackerfluren)

    • Galio-Alliarietalia (Nitrophile Gebüsch-, Wald- und Wegrandsäume)

    • Plantaginetea (Einjährige Trittgesellschaften)

    • Agrostietea (Flutrasen und feuchte bis nasse ausdauernde Trittrasen)

  • Wiesen und Heiden

    • Nardo-Callunetea (Heidekraut-Stechginsterheiden)
    • Sedo-Scleranthetea (Schiller- und Silbergras-Pionierrasen)
    • Festuco-Sedetalia (Schwingel-Mauerpfeffer-Gesellschaften)
    • Festuco-Brometea (Schwingel-Trespen-Trocken- und Halbtrockenrasen)
    • Brometalia (Submediterrane Trespen-Trocken- und Halbtrockenrasen)
    • Molinio-Arrhenatheretea (Wirtschaftsgrünland)
  • Säume und Gebüsche
    • Trifolio-Geranietea (Thermophile und mesophile Saumgesellschaften)
    • Epilobietea (Schlagfluren Kahlschlag-Gesellschaften)
  • Nadelwälder

  • Laubwälder

    • Salicetea (Uferweidengebüsche und Weidenwälder)
    • Alnetea (Erlen-Bruchwälder)
    • Querco-Fagetea (Eichen-Buchenwälder)

Die Flora des Untersuchungsgebietes ist typisch für folgende hier dominierende Biotope:

  • eutrophe Standgewässer
  • Nasswiesen und Nasswiesenbrachen
  • Großseggenriede
  • Extensivgrünland
  • Intensivgrünland

5.2 – Erfassung der Vegetation

Caricetum distichae Steffen 1932 (Gesellschaft der Zweizeiligen Segge)

Allgemeine Angaben zur Gesellschaft:

Von der niedrigwüchsigen, grasgrünen Carex disticha beherrschtes Seggenried in nassen Senken und Flutmulden auf wechselfeuchten, vererdeten Niedermoorstandorten (Schubert 2001). Die Assoziation bevorzugt schwere, schwach subhalophile Böden, z.B. Nassgley, die einen erhöhten Gehalt an Ca, Mg, Sulfaten bzw. Na aufweisen. Die Bodenreaktion ist schwach sauer bis schwach alkalisch. Die Bestände des Caricetum distichae sind, auch am Anfang der Vegetationsperiode, hinsichtlich der Höhe der Überschwemmungen weniger anspruchsvoll als die anderen Caricenion gracilis-Assoziationen (Grabherr & Mucina 1993).

Schutz/Gefährdung: § / –
Phalaridetum arundinaceae Libb. 1931 (Rohrglanzgras-Röhricht)

Allgemeine Angaben zur Gesellschaft:

Das Rohrglanzgras-Röhricht ist sehr nährstoffliebend und vermag relativ schnell offene Schlammböden zu besiedeln. Außerdem verträgt es erhebliche Wasserspiegelschwankungen und Oberbodenaustrocknung gut und siedelt daher häufig an Ufern von Bewässerungsspeichern und in größeren Flussauen. Zu gemähten Feuchtwiesen können fließende Übergänge auftreten (Westhus et al. 1993). Nutzungswegfall und Entwässerung führen zu Brennnessel-Rohrglanzgras-Staudenröhrichten (Subass. von Urtica dioica), die zu den nitrophilen Säumen überleiten (Schubert 2001).

Schutz/Gefährdung: § / –
Scirpetum sylvatici Maloch 1935 em. Schwick 1944 (Waldsimsen-Wiese)

Allgemeine Angaben zur Gesellschaft:

Diese Nasswiese ist im Hügelland und Bergland meist nur kleinflächig auf nassen bis staunassen Lehm- und Tonböden ausgebildet. Sie fällt insbesondere durch die dichten Bestände der Waldsimse auf (Westhus et al. 1993).

Schutz/Gefährdung: § / –
Glycerietum maximae Hueck 1941 (Wasserschwaden-Röhricht)

Allgemeine Angaben zur Gesellschaft:

Das Wasserschwaden-Röhricht ist eine charakteristische Gesellschaft der größeren Flussauen, in denen sie zerstreut vorkommt. Sie fehlt in höheren Lagen vollkommen. Das artenarme, durch die Dominanz des Wasserschwadens geprägte Röhricht besiedelt die Ufer sehr nährstoffreicher, oft verschmutzter Gewässer mit stark schwankenden Wasserständen auf meist kalkhaltigen, schlammigen Böden, wie z.B. Ränder von Altwassern, Wiesensenken, Teichufer, Ränder langsam fließender Gräben und Flüsse. Es meidet jedoch die vollständig austrocknenden Uferpartien der Bewässerungsspeicher (Westhus et al. 1993).

Schutz/Gefährdung: § / –
Typhetum latifoliae G. Lang 1973 (Röhricht des Breitblättrigen Rohrkolbens)

Allgemeine Angaben zur Gesellschaft:

Das durch die Dominanz des Breitblättrigen Rohrkolbens geprägte, artenarme, dichtwüchsige Röhricht kommt in Thüringen zerstreut bis verbreitet vor und fehlt nur in den höheren Lagen. Verbreitungsschwerpunkte sind vor allem die Teichgebiete. Auf Grund der besseren Toleranz gegenüber Wasserstandsschwankungen ist Typha latifolia etwas häufiger als T. angustifolia. Besiedelt werden flache Uferpartien nährstoffreicher Standgewässer (insbesondere Fischteiche, Bewässerungsspeicher) meist über schlammigem Grund (Westhus et al. 1993).

Schutz/Gefährdung: § / –
Epilobio palustre-Juncetum effusi Oberd. 1957 (Flatterbinsen-Wiese)

Allgemeine Angaben zur Gesellschaft:

Der von der Flatter-Binse beherrschten Gesellschaft begegnet man auf vernässten kalkarmen Tonböden im Bereich von Nasswiesen, auf Waldblößen und auch an Wegen (Westhus et al. 1993).

Schutz/Gefährdung: – / –
Caricetum ripariae Jasn. 1962 (Uferseggen-Ried)

Allgemeine Angaben zur Gesellschaft:

Das Uferseggen-Ried hat ähnliche Ansprüche wie das Schlankseggen-Ried (Caricetum gracilis), steht jedoch an etwas tiefer gelegenen Stellen. Diese werden deshalb auch länger und höher vom Wasser überflutet. Das Caricetum ripariae kommt nur zerstreut vor allem in basenreichen Gebieten vor (Westhus et al. 1993).

Schutz/Gefährdung: § / Rote Liste Thüringen 3 (gefährdet)
Caricetum gracilis (Graebn. et Hueck 1931) R. Tx. 1937 (Schlankseggen-Ried)

Allgemeine Angaben zur Gesellschaft:

Die häufigste Großseggen-Gesellschaft in Thüringen hat eine relativ weite Standortamplitude. Je nach Basengehalt und Nährstoffreichtum treten Schlanksegge, Sumpfsegge (Carex acutiformis) oder Zweizeilige Segge (C. disticha) (seltener) faziesbildend in Erscheinung. Diese Ausbildungen werden z.T. als eigene Gesellschaften betrachtet. In Auengebieten und entlang von Quellbächen nimmt diese Assoziation vor allem in der Fazies von Carex acutiformis auch heute noch größere Flächen ein. Die beiden anderen Ausbildungen sind dagegen bereits deutlich seltener. Zu seggenreichen Feuchtwiesen sind die Übergänge oft fließend (Westhus et al. 1993). Rasiges Großseggenried auf eutrophen Standort im Grundwasserbereich, auch in tiefgelegenen, uferfernen Auenbereichen mit hohem, oft stagnierendem Grundwasserstand und Überschwemmung (Seggentorf, Bruchwaldtorf); Mähnutzung vor allem Streugewinnung, jetzt vielfach Wegfall der Nutzung und Übergang zu Staudenfluren (Schubert 2001).

Schutz/Gefährdung: § / Rote Liste Thüringen 3 (gefährdet)
Phragmitetum australis (Gams 1929) Schmale 1939 (Schilf-Röhricht)

Allgemeine Angaben zur Gesellschaft:

Das durch die Dominanz des Schilfes geprägte, meist ausgesprochen artenarme Schilf-Röhricht tritt in den Hügelländern zerstreut auf und fehlt in den höheren Lagen, wobei großflächige Schilf-Röhrichte in Thüringen heute selten sind. Besiedelt werden die Ufer eutropher (bis mesotropher) Seen, Weiher, Teiche, Bewässerungsspeicher und ruhiger Flussabschnitte. An Bewässerungsspeichern werden die vollkommen austrocknenden Uferpartien gemieden. Gefährdungsursachen sind vor allem hohe Nährstoffbelastung (Schilfsterben), Entlandungsmaßnahmen, Entwässerung und Freizeitaktivitäten (Westhus et al. 1993).

Schutz/Gefährdung: § / Rote Liste Thüringen 3 (gefährdet)
Filipendulo ulmariae-Geranietum palustris W. Koch 1929 (Sumpfstorchschnabel-Mädesüß-Flur)

Allgemeine Angaben zur Gesellschaft:

Die insbesondere durch das Große Mädesüß auffallende, hochwüchsige Staudenflur kommt natürlich an Flussufern, Bachrändern sowie in Senken vor, sekundär siedelt sie sich auch auf Nassbrachen an, oft sind solche Bestände verarmt. Im Hügelland ist die Gesellschaft nicht selten (Westhus et al. 1993).

Schutz/Gefährdung: § / –
Alopecuretum pratensis Regel 1925 (Wiesenfuchsschwanz-Wiese)

Allgemeine Angaben zur Gesellschaft:

In den breiten Flussauen vor allem der sommerwarmen Gebiete werden auf tonigen Böden die Wiesen vom Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis) beherrscht. Solche Rasen kamen früher zerstreut vor, in den letzten Jahren ist ihr Anteil stark zurückgegangen.

Schutz/Gefährdung: § / Rote Liste Thüringen 3 (gefährdet)
Salicetea purpureae Moor 1958 (Uferweiden-Gebüsche)

Allgemeine Angaben zur Gesellschaft:

Die Uferweiden-Gebüsche sind Pionier- und Folgegesellschaften häufig überfluteter Fluss- und Bachauen. Sie sind Bestandteil der Weichholzauen. Auf Grund der erheblichen menschlichen Eingriffe in den Auen sind diese Gesellschaften in ihrer Ausdehnung extrem reduziert worden. Vielerorts fehlen sie oder sind nur fragmentarisch ausgebildet. In der anthropogen überformten Landschaft stellen sie oft den letzten Rest der Auengehölze überhaupt dar (Westhus et al. 1993).

Schutz/Gefährdung: § / –

Zusammenfassung

Einschließlich der im Bereich der Monitoringflächen durchgeführten Kartierung (vgl. Kapitel 5.3) wurden im Untersuchungsgebiet an den zugänglichen Stellen aktuell 13 Pflanzengesellschaften nachgewiesen, die mehrheitlich den Röhrichten und Großseggen-Rieden angehören (Tab. 5).
Übersicht zu den im Untersuchungsgebiet vorkommenden Pflanzengesellschaften

  • Gebüsch-Gesellschaften
    • Uferweiden-Gebüsch (Salicetea purpureae Moor 1958)
      §
      RL T: 3
  • Röhrichte und Großseggen-Riede

    • Schilf-Röhricht (Phragmitetum australis (Gams 1929) Schmale 1939
      §
      RL T: 3

    • Röhricht des Breitblättrigen Rohrkolbens (Typhetum latifoliae G. Lang 1973)
      §

    • Wasserschwaden-Röhricht (Glycerietum maximae Hueck 1941)
      §

    • Uferseggen-Ried (Caricetum ripariae Jasn. 1962)
      §
      RL T: 3

    • Schlankseggen-Ried (Caricetum gracilis (Graebn. et Hueck 1931) R. Tx. 1937
      §
      RL T: 3

    • Gesellschaft der Zweizeiligen Segge (Caricetum distichae Steffen 1931)
      §

    • Rohrglanzgras-Röhricht (Phalaridetum arundinaceae Libb. 1931)
      §

  • Frischgrasland

    • Wiesenfuchsschwanz-Wiese (Alopecuretum pratensis Regel 1925)
      §
      RL T: 3

    • Rotschwingel-Rotstraußgras-Wiese (Festuca rubra-Agrostis tenuis-Gesellschaft Glavac 1983)

  • Feuchtgrasland

    • Waldsimsen-Wiese (Scirpetum sylvatici Maloch 1935 em. Schwick 1944)
      §

    • Flatterbinsen-Wiese (Epilobio palustre-Juncetum effusi Oberd. 1957)

    • Sumpfstorchschnabel-Mädesüß-Flur (Filipendulo ulmariae-Geranietum palustris W. Koch 1926)
      §

11 dieser Gesellschaften sind nach BNatSchG bzw. ThürNatG besonders geschützt (§ in Tab. 5), 5 Gesellschaften (= 38 %) sind in Thüringen gefährdet (RL T Kat. 3 in Tab. 5).

Aktuell bilden im stärker vernässten Kernbereich des Untersuchungsgebietes vor allem das Rohrglanzgras-Röhricht, das Schlankseggen-Ried und das Uferseggen-Ried flächendeckende Bestände aus (Abb. 45), die im Sommer stellenweise nahezu undurchdringlich sind (Vegetationshöhe 1,2 m bis 2,0 m).

Außerhalb der Kernzone dominieren im Untersuchungsgebiet Grünlandgesellschaften. Den größten Flächenanteil nimmt hierbei die Wiesenfuchsschwanz-Wiesen, eine ebenfalls geschützte und in Thüringen gefährdete Pflanzengesellschaft, ein.

In weiteren unzugänglichen Bereichen des Untersuchungsgebietes wurden mit dem Fernglas und lokaler Probenahme mittels Wurfanker noch folgende 7 Pflanzengesellschaften festgestellt:

  • Teichlinsen-Gesellschaft (Lemno-Spirodeletum polyrhizae (Kehlh. 1915) W. Koch 1954), RLT 3
  • Gesellschaft der Kleinen Wasserlinse (Lemnetum minoris Th. Müller et Görs 1960)
  • Wasserpest-Tauchflur (Elodeetum canadensis Pign. 1953)
  • Wasserknöterich-Schwimmblattflur (Polygonum amphibium f. natans-Gesellschaft)
  • Teichsimsen-Röhricht (Scirpetum lacustris (Eggl. 1933) Schmale 1939, §
  • Salzteichsimsen-Röhricht (Scirpetum tabernaemontani Pass. 1964), §
  • Sumpfsimsen-Röhricht (Eleocharietum palustris Schenn. 1919), §

6 – Beibeobachtungen

Mitteilenswert ist der Nachweis eines Neststandortes in einem Rohrglanzgras-Röhricht (Phalaridetum arundinaceae Libb. 1931), der mit hoher Wahrscheinlichkeit der Haselmaus (Muscardinus avellanarius) zuzuordnen ist. SÄnger & Meese fanden das Nest am 22.07.2011 am Punkt RW 4497947 / HW 5626967 gebaut in einem dichten Bestand aus Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea) und Großer Brennnessel (Urtica dioica) 40 cm über dem Boden.

7 – Ausblick

In einem ersten Schritt wurden 2011 für den Bereich einer ca. 10 ha großen Feuchtfläche im Naturschutzgebiet „Frießnitzer See-Struth“ (Landkreis Greiz) Basisdaten zur floristisch-vegetationskundlichen Ausstattung des Untersuchungsgebietes erhoben und 30 Monitoringflächen zur fachlichen Begleitung zukünftiger Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen eingerichtet.

Das Untersuchungsgebiet stellt gemessen an seiner Flora und Vegetation ein überregional bedeutsames Feuchtgebiet dar. Im Untersuchungsgebiet wurden aktuell 243 Arten Farn- und Blütenpflanzen (Pteridophyta et Spermatophyta) nachgewiesen, von denen 28 Arten (= 11,5 % des Gesamtbestandes) in Deutschland und/oder Thüringen bereits gefährdet sind oder in der Vorwarnliste zur Roten Liste geführt werden. Weiterhin kommen hier 4 Arten vor, die gesetzlich geschützt sind. Im Untersuchungsgebiet wurden 20 Pflanzengesellschaften nachgewiesen, die mehrheitlich den Röhrichten und Großseggen-Rieden angehören. 14 dieser Gesellschaften (= 70 %) sind nach BNatSchG bzw. ThürNatG besonders geschützt. 6 Gesellschaften (= 30 %) sind in Thüringen gefährdet (RL T Kat. 3).

Das Biomonitoring soll zukünftig folgende Aufgaben erfüllen:

  • Beschreibung der abiotischen Standortfaktoren.
  • Überwachung der Änderung der Zusammensetzung der Flora und Vegetation im Untersuchungsgebiet.
  • Überwachung der Blüten- und Reproduktionsbiologie der Pflanzenarten im Untersuchungsgebiet.
  • Überwachung des Grades der menschlichen Beeinflussung auf außermenschliche Natur (wie beispielsweise Biotope und Biozönosen.
  • Überwachung der „Naturnähe“ bzw. „Naturferne“ der Vegetation im Untersuchungsgebiet.
  • Überwachung des naturschutzfachlichen Wertes der jeweiligen Flächen.
  • Zusammenfassende Dokumentation der Effizienz durchgeführter Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen.

Biomonitoring im Naturschutzgebiet Frießnitzer See/Struth – PDF-Datei (4 MB)

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