Lebensraum Kirchturm

In Steinsdorf bei Weida

Die St. Annen Kirche zu Steinsdorf wird schon seit einigen Jahren von Dohlen umflogen. Sie verschafften sich durch marode Balken Zugang zur Turmspitze über dem Säulenkranz, wo sie ihr Nest haben. In den vergangenen Jahren konnte man aus dieser Höhe die Bettelrufe der Jungvögel hören. Als anderer potenzieller Turmbewohner schaute jedes Jahr der Falke vorbei. Er musste aber immer enttäuscht wieder abziehen, denn alle möglichen Einflugöffnungen, wie z.B. in der Zwiebel, waren durch Gittergeflecht verschlossen.

Im Herbst ergriffen endlich zwei Steinsdorfer die Initiative. Sie luden einen NABU-Experten für gebäudebewohnende Vögel ein, der sich den Turm bis hinauf in die Spitze anschaute. Der Plan war, die Dohlen aus der Spitze in Kästen umzusiedeln, um das bereits beschädigte Balkenwerk vor weiteren Zerstörungen zu schützen. Außerdem sollte das vergitterte Loch in der Zwiebel mit einem Kasten versehen und wieder geöffnet werden. Hinten angestellt wurde dagegen die Reaktivierung des Schleiereulenkastens, der zurzeit ohne Anbindung an die Außenwelt im Kirchturm liegt.

Der nach Bauanleitung gefertigte Kasten wurde mit Holzspänen als Nistmaterial für den Falken gefüllt, und in das vorhandene Loch eingepasst

Der Gemeindekirchenrat wurde über die geplante Nistkastenaktion informiert, und es gab keine Einwände, nur die Information, dass der Kirchturm in den nächsten Jahren grundlegend saniert werden müsse. Dann versank die Welt im Winterschlaf.

Die gesteigerten Aktivitäten der Dohlen an den ersten wärmeren Tagen des neuen Jahres riefen auch die Menschen wieder auf den Plan. Allerdings war schnell klar, dass der von den Dohlen geschaffene Zugang zur Turmspitze ohne Sicherungen für dort oben arbeitende Personen nicht verschlossen werden kann, so dass die Umsiedlung der Dohlen im Zuge der künftigen Turmsanierung stattfinden soll. Trotzdem wurde eines Tages gesägt und geschraubt und ein Kasten für den Falken gebaut. Endlich fand sich auch ein Nachmittag, an dem der Kasten an seinem Platz in der Zwiebel angebracht werden konnte.

Falke vor dem wieder geöffneten Loch mit Kasten (07.03.2015)

Dann begann das Warten und Beobachten.
Und tatsächlich: Nur wenige Tage später hat der Falke das wieder geöffnete Loch in der Zwiebel entdeckt. Hier sitzt er nun, lässt sich von der Morgensonne das Gefieder wärmen und scheint zu überlegen, ob dies ein guter Platz zum Brüten wäre und ob man wohl mit den schwarzen Gesellen eine gute Nachbarschaft wird pflegen können.

Reger Flugverkehr am Mittag desselben Tages: Drei Falken kreisen rufend um den Turm. Einer scheint hier schon zu wohnen, und die anderen streiten sich, wer mit einziehen darf.

Wir warten gespannt, wie die Geschichte weitergeht.


Bild und Text: Wiebke Preußer

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