Pfiffiger Wiesenclown mit weißem Augenstreif wird Vogel des Jahres 2023

NABU Thüringen: Das Braunkehlchen ist der Vogel des Jahres 2023 – Situation in Thüringen

Braunkehlchen (Saxicola rubetra )
© Foto: Frank Leo/fokus-natur.de

– Deutschland hat einen neuen Vogel des Jahres: 2023 trägt das Braunkehlchen (Saxicola rubetra) den Titel und löst damit den Wiedehopf ab. Bei der dritten öffentlichen Wahl vom NABU und seinem bayerischen Partner, dem Landesbund für Vogel- und Naturschutz, haben insgesamt 134.819 Menschen mitgemacht. 58.609 Stimmen entfielen dabei auf das Braunkehlchen, 24.292 auf den Feldsperling, 22.059 auf den Neuntöter, 21.062 auf den Trauerschnäpper und 8.797 auf das Teichhuhn.

Braunkehlchen (Saxicola rubetra )
© Foto: Frank Leo/fokus-natur.de

„In den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde der Bestand in Thüringen auf 500 bis 1000 Brutpaare geschätzt. Heute liegt er wahrscheinlich unter 500. Der Großteil lebt auf dem Standortübungsplatz Ohrdruf und auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Kindel. Ansonsten brütet die Art nur noch vereinzelt in allen Landesteilen“, sagt Klaus Lieder, ein Vogelexperte beim NABU Thüringen. In Deutschland leben noch 19.500 bis 35.000 Brutpaare, Tendenz stark fallend. Das Braunkehlchen kommt fast überall in Deutschland vor, am häufigsten aber im Osten und Nordosten – es bevorzugt weniger dicht besiedelte Regionen. Laut Roter Liste Thüringens gilt er im Freistaat als vom Aussterben bedroht.

Braunkehlchen (Saxicola rubetra )
© Foto: Frank Leo/fokus-natur.de

Dem Braunkehlchen wird der Titel Vogel des Jahres in Abwesenheit verliehen – es ist ein Langstreckenzieher und bereits im September nach Süden aufgebrochen. Der kleine Singvogel verbringt den Winter mehr als 5000 Kilometer von Deutschland entfernt südlich der Sahara. Im April kommt es wieder zu uns zurück. Hier angekommen, sucht er blütenreiche, oft feuchte Wiesen und Brachen um seine Bodennester zu bauen. „Die Lebensräume des Braunkehlchens verschwinden allerdings immer mehr. Ehemals nur extensiv genutzte Grünlandbereiche, artenreiche Streuwiesen, sowie Heide- und Moorgebiete wurden in monotone Grassaaten oder Ackerland umgewandelt. Dies ist auch der Grund, weshalb der Bestand des Braunkehlchens seit Jahrzehnten zurückgeht“, erklärt Klaus Lieder. „Helfen würde man den gefiederten Freunden zum Beispiel durch extensive Beweidung auf großen Flächen. Dies wäre der effektivste Schutz. Allerdings müssen dem Braunkehlchen hier auch Sitzwarten in der Höhe von etwa einem Meter zur Verfügung stehen. Aber auch ein Mosaik von kleineren extensiven Grünlandflächen im Land verteilt, könnte einzelnen Paaren oder kleinen Populationen die Ansiedlung ermöglichen.“

Auf dem Speiseplan des Braunkehlchens stehen diverse Insekten, Würmer und Spinnen. Im Herbst frisst es auch Beeren. „Der großflächige Einsatz von Insektiziden und Herbizid leistet seinen weiteren Beitrag und trägt dazu bei, dass Braunkehlchen nur schwer ausreichend Nahrung finden. Wichtig für diesen Vogel sind blühende Wiesen und nachhaltige Landwirtschaft. Nur dann hat er auch eine Chance weiterhin zu überleben“, so der NABU-Vogelexperte. Der „Vogel des Jahres“ wurde in Deutschland erstmals im Jahr 1971 gekürt. Seit 2021 wird er durch eine öffentliche Wahl bestimmt. Auch in Österreich ist das Braunkehlchen 2023 der Vogel des Jahres. 1987 trug es in Deutschland schon einmal diesen Titel.
Mehr Informationen unter www.NABU-Thueringen.de


Braunkehlchen (Saxicola rubetra )
© Foto: Frank Leo/fokus-natur.de

Zusatzinfo
Das Braunkehlchen ist 12 bis 14 Zentimeter groß und hat seinen Namen von seiner braun-orangen Brust und Kehle. Wegen seines weißen Gesichtsbandes über den Augen wird es auch „Wiesenclown“ genannt. Sein Lebensraum sind feuchte Wiesen, Brachen und Feldränder. Wichtig sind einzelne Büsche, hohe Stauden oder Zaunpfähle, welche die Vögel als Sing- und Ansitzwarte nutzen. Es hat eine besondere Strategie, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Wenn ein Greifvogel am Himmel auftaucht, nimmt das Braunkehlchen eine, Pfahlstellung ein und versucht so, sich unsichtbar zu machen.

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