Bewährtes Bibermanagement vor dem Aus?

NABU Thüringen sieht die Betreuung von Biberberatern in Gefahr und warnt vor Vernachlässigung des ehrenamtlichen Bibermanagements

Europäische Biber (Castor fiber )
© Foto: Frank Leo/fokus-natur.de

Jena – Das Projekt Bibermanagement beim NABU Thüringen soll zukünftig nicht mehr weitergeführt werden. Dies ergaben Gespräche des NABU Thüringen mit dem Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz.

Zehn Jahre hat der Verband das Projekt „Bibermanagement für Thüringen“ dank einer Förderung des Landes und der Europäischen Union erfolgreich durchführen können. Martin Schmidt, der Landesvorsitzende des NABU Thüringen sagt: „Der Biber konnte sich aufgrund unseres Engagements, unserer Beratung und unserer guten Zusammenarbeit mit allen Behörden relativ konfliktarm auf natürliche Weise in Thüringen wieder ausbreiten. Nun möchte das Umweltministerium das Bibermanagement in Zukunft mit anderen Institutionen fortführen. Die etwa achtzig vom NABU Thüringen ausgebildeten und organisierten Biberberaterinnen und Biberberater sollen dann weitestgehend über die Unteren Naturschutzbehörden betreut und koordiniert werden. Dies halten wir angesichts der weiter zu erwartenden dynamischen Ausbreitung des Bibers für unrealistisch. Zum einen sind die Unteren Naturschutzbehörden bereits jetzt schon chronisch überlastet, wie erst im laufenden Jahr eine Anhörung im Thüringer Landtag gezeigt hat, zum anderen ist es eine weitere große zeitliche und organisatorische Herausforderung für die Behörden, die ehrenamtlich aktiven Beraterinnen und Berater auf Dauer zu binden sowie zu betreuen.“

Der NABU Thüringen hat im Rahmen seines Projektes unter anderem zu Biberfragen fachlich beraten, vor Ort schnell und unbürokratisch geholfen, kleinere Präventionsmaßnahmen umgesetzt sowie für die Belange des Bibers in Vorträgen und bei Exkursionen sensibilisiert. Laut Aussagen des NABU muss ein erfolgreiches, sachlich fundiertes Bibermanagement stetig erreichbar und in der Lage sein, regionale Biberberaterinnen und Biberberater zeitnah einzubinden, um bei Konflikten schnell vor Ort zu reagieren. Diese Aufgabe können Behörden aufgrund ihrer Strukturen schwerlich leisten.

„Wir freuen uns zwar, dass das Land Thüringen unserer langjährigen Forderung nachgekommen ist und sich der Aufgabe des Bibermanagements in Thüringen stellt sowie wichtige Teilaufgaben, wie beispielsweise die Förderung von Präventionsmaßnahmen in den öffentlichen Verwaltungen ansiedelt. Jedoch darf zeitlich verzögertes Reagieren und organisatorische Lücken vor Ort nicht die schwer erarbeitete Akzeptanz des Bibers in der Bevölkerung gefährden. Aus unserer Sicht ist es deshalb dringend notwendig, die Biberberaterinnen und Biberberater weiterhin über die verbandlichen NABU-Strukturen zu organisieren, zu betreuen und weiterbilden zu lassen“, sagt Martin Schmidt. „Wenn dem Thüringer Umweltministerium das Ehrenamt und eine schnelle und unkomplizierte Beratung und Hilfe bei Biberfragen vor Ort wichtig sind, dann sollte es unsere bisher geleistete Arbeit zum Biber weiterhin unterstützen. Damit werden, das gute Bibermanagement für Thüringen erhalten und auch ehrenamtliche Strukturen gestärkt.“


Europäische Biber (Castor fiber )
© Foto: Frank Leo/fokus-natur.de

Zusatzinformationen
In enger Zusammenarbeit mit dem Thüringer Umweltministerium, weiteren Behörden und Akteuren sowie überregional tätigen Fachkolleginnen und Fachkollegen führt der NABU Thüringen seit 2007 verschiedene Projekte zum Thema Biber durch.
Ab 2012 wurde das Projekt „Bibermanagement in Thüringen“ ins Leben gerufen. Möglich machte dieses Projekt eine Förderung sowie die Unterstützung des Thüringer Umweltministeriums und Geldmittel der Europäischen Union. Von Beginn an hat der NABU Thüringen Menschen für den Biber vor Ort auf allen Ebenen und vielen Veranstaltungen wie zum Beispiel Exkursionen begeistert. Zudem wurde fachlich beraten, schnelle praktische Hilfestellungen vor Ort geleistet, für die Belange von Bibern sensibilisiert, Konfliktprävention angeleitet und durchgeführt. Unterstützt werden diese Anstrengungen seit 2017 durch ehrenamtliche Biberberaterinnen und Biberberater, welche der NABU auf vier Biberberaterausbildungen geschult und auch fortgebildet hat. Diese sind zum Teil eng an die NABU-Strukturen in Thüringen angebunden und meist regional tätig.

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