Biogasanlagen ökologisch katastrophal

Agrargas-Anlagen nicht energieeffizient, Klimaschutzbilanz miserabel

Biogasanlage
Foto: Ingo Ludwichowski

Besser kann keine Marketing-Agentur arbeiten: Der Begriff "Biogas" hat sich in der Öffentlichkeit festgesetzt, dabei ist hier nichts "BIO" sondern es wird mit hohem Energieaufwand und in massiv umweltschädigender Produktionsweise der Rohstoff für die Agrargas-Produktion erzeugt, zumeist Mais.Die Ökobilanz der Mais-Produktion und des Transportes zu den Anlagen ist schon für sich miserabel. Doch die Agrargas-Anlagen selbst setzen der umweltschädlichen Bilanz die Krone auf. Dabei darf nicht vergessen werden daß diese "Bio-" Produktion nichts anderes ist, als die profitable Subventionsabschöpfung, die hinsichtlich der ökologisch negativen Folgen sehenden Auges staatlich garantiert wird.

Tatsächlich zukunftsfähig Nachhaltigkeit aber sieht anderes aus: Schluß mit der energieverschwendeten Lebensweise, hin zu bewußter Nutzung der natürlichen Ressourcen und nachhaltiger Produktion.

Pressemitteilungen

Quelle: Hamburger Abendblatt (www.abendblatt.de/region/article2018612/)

Neumünster. Der Naturschutzverband Nabu bescheinigt Biogasanlagen eine miese Öko- und Energiebilanz. Eine Untersuchung [*] habe ergeben, dass solche Anlagen weder besonders energieeffizient arbeiten, noch einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten, teilte der Nabu-Landesverband
Schleswig-Holstein am Mittwoch mit. Zudem gefährdeten sie durch den Maisanbau Boden, Grundwasser, Seen und Fließgewässer sowie die Biodiversität. "Sie sind ohne Wenn und Aber umweltschädlich", heißt es.
Ausnahmen bildeten nur Anlagen, die Rest- und Abfallstoffe verwerteten sowie Abwärme sinnvoll einsetzten. Diese gebe es in Schleswig-Holstein aber kaum. Im Norden waren Ende 2010 etwa 420 Biogasanlagen mit einer durchschnittlichen Leistung von 500 Kilowatt in Betrieb, im Bau oder genehmigt.
Als sogenanntes Gärsubstrat nutzen laut Nabu ungefähr 90 Prozent der Anlagen ganz überwiegend Mais, der im Land zur Energieproduktion auf 100 000 Hektar angebaut werde. Das entspricht der Fläche des Kreises Plön. Häufig werde der Mais über weite Strecken geliefert; bei den wenigsten Anlagen werde die Abwärme sinnvoll genutzt. "So ist der Energiegewinn nicht viel größer als der Energieverbrauch. Windkraft- und Photovoltaikanlagen arbeiten deutlich effizienter", analysierte der Nabu. Geradezu miserabel falle die Klimaschutzbilanz aus. "Agrargasanlagen, für die Mais auf ehemaligen Grünlandflächen angebaut wird, haben eine schlechtere Treibhausgasbilanz als moderne Gaskraftwerke zu verzeichnen." Der Mais belaste das Grundwasser mit Nitrat und gefährde als
Monokultur durch Humusabbau die Bodenqualität. (abendblatt.de/dpa)


NABU Schleswig-Holstein
(schleswig-holstein.nabu.de/themen/energie-verkehr/energie/14111.html)

Kein Beitrag zum Klimaschutz, ökologische Auswirkungen katastrophal

NABU präsentiert Hintergrundbericht zu Agrargasanlagen

Hey, 5. September 2011 – Biogasanlagen arbeiten weder besonders energieeffizient noch leisten sie einen positiven Beitrag zum Klimaschutz. Zudem gefährden sie durch den Maisanbau Boden, Grundwasser, Seen und Fließgewässer sowie die Biodiversität. Sie sind ohne Wenn und Aber umweltschädlich. Dies ist das Fazit einer umfangreichen, mit aktuellen Daten und Fakten unterlegten Recherche des NABU Schleswig-Holstein. Ausnahmen bilden nur Anlagen, die Rest- und Abfallstoffe verwerten sowie die Abwärme sinnvoll einsetzen – doch die gibt es hierzulande kaum.
In Schleswig-Holstein waren Ende 2010 etwa 420 Biogasanlagen mit einer durchschnittlichen Leistungsgröße von 500 kW in Betrieb, im Bau oder genehmigt. Als Gärsubstrat nutzen ungefähr 90 % weit überwiegend Mais als mit Abstand produktivste NawaRo-Pflanze, sodass Energiemais inzwischen auf rund 100.000 ha angebaut wird – eine Fläche so groß wie der gesamte Landkreis Plön.
Der NawaRo-Anbau ist energieintensiv, häufig wird der Mais über weite Strecken antransportiert und damit viel Treibstoff verbraucht, bei den wenigsten Anlagen erfolgt eine sinnvolle Abwärmenutzung. So ist der Energiegewinn nicht viel größer als der Energieverbrauch. Windkraft- und Photovoltaikanlagen arbeiten deutlich effizienter.

Schlechte Klimaschutzbilanz

Geradezu miserabel fällt die Klimaschutzbilanz aus, bei der nicht nur der aus dem hohen Energieeinsatz resultierende CO2-Ausstoß zu einzurechnen ist. Ist für den Maisanbau Grünland umgebrochen worden, wie dies vor allem auf der schleswigschen Geest, dem Konzentrationsbereich für Agrargasanlagen, gang und gäbe ist, wird beim Abbau der organischen Bodensubstanz so viel vom Treibhausgas CO2 freigesetzt, dass dies von den Anlagen selbst über Jahrzehnte nicht mehr wettzumachen ist. Agrargasanlagen, für die Mais auf ehemaligen Grünlandflächen angebaut wird, haben eine schlechtere Treibhausgasbilanz als moderne Gaskraftwerke zu verzeichnen. Aber auch für Anlagen, die auf den ersten Blick eine bessere Klimaschutzeffizienz aufweisen müssten, weil die Energiepflanzen im nahen Umfeld und auf Ackerboden angebaut werden, ergibt sich bei umfassender, globaler Betrachtung eine erheblich schlechtere Bilanz: Aufgrund der üppigen EEG-Subventionen verdrängen die Nachwachsenden Rohstoffe (NawaRo) wie Energiemais vor allem große Kontingente des Futtermittelanbaus aus Deutschland – und zwar hauptsächlich nach Argentinien und Brasilien. So wird im Zuge des Biogasbooms in Südamerika verstärkt Soja für deutsche Viehbestände angebaut. Dafür werden dort riesige Grünländereien bis hin zu Waldland in Äcker umgewandelt, was zur Emission gewaltiger Kohlendioxidmengen aus dem Boden führt. Im Ergebnis können somit unsere Biogasanlagen zwar helfen, die deutsche Klimaschutzstatistik aufzupolieren. Dafür verschlechtern sie aber die Treibhausgasbilanzen anderer Länder enorm.

Maisanbau hat hohes Potenzial für Umweltbelastung

Unter allen Anbauformen besitzt der Maisanbau das größte Potenzial an Umweltbelastungen: Er belastet das Grundwasser durch Nitrateinträge. Im Winter und Frühjahr werden von den kahlen Maisäckern Nährstoffe in die Seen und Bäche abgeschwemmt, zumal Maisäcker in der Regel übermäßig vor allem mit Stickstoff versorgt werden. Zudem gefährden die Monokulturen durch Humusabbau die Bodenqualität. Nicht zuletzt führt der Biogasboom mit seinen Maisäckern zur weiteren Verarmung von Flora und Fauna der Agrarlandschaft. Der Nutzungsdruck ist so groß, dass bis unmittelbar an Knicks, Wege und Kleingewässer geackert wird – für die Natur bleibt da kein Platz. Infolge des Grünlandrückgangs ist selbst ein bislang so häufiger Vogel wie der Star seltener geworden. Die mancherorts um die Maisfelder angelegten Blühstreifen sind dagegen nur Kosmetik.
Nicht von ungefähr sehen mittlerweile die Fachbehörden des Natur- und Gewässerschutzes, so auch das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, sowie Forschungsinstitute wie das die Bundesregierung in Agrarfragen beratende Johann-Heinrich-von-Thünen-Institut die Entwicklung im Agrargassektor als problematisch an.

Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG)

Zum 1. Januar 2012 gelten neue Sätze für die Einspeisevergütung nach dem EEG. Kleine, hofnahe Biogasanlagen zur Verwertung von Gülle und Mist werden zukünftig kräftiger gefördert. In dieser Reststoff- und Bioabfallverwertung liegt die große Chance der Biogaserzeugung, einen tatsächlich positiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Doch wird die Verwendung nachwachsender Rohstoffe weiterhin stark subventioniert. So wird die "Vermaisung" unserer Landschaft mit allen ihren negativen Folgen noch lange nicht ihr Ende finden.

Hintergrundpapier

Das 16-seitige Hintergrundpapier "Agrargasanlagen und Maisanbau – eine kritische Umweltbilanz" des NABU Schleswig-Holstein finden Sie unten zum Download. Sie können das gedruckte Papier auch beim NABU Schleswig-Holstein, Färberstr. 51, 24534 Neumünster, mailto:info@nabu-sh.de anfordern.


Für Rückfragen
Fritz Heydemann, Tel. 04522-3971
Ingo Ludwichowski, Tel. 0160-96230512

Agrargasanlagen und Maisanbau – eine kritische Umweltbilanz

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