Eine Bürde für viele Generationen

Altlasten des Uranbergbaus aus der Thüringer Allgemeinen/Ostthüringer Zeitung

„Seelingstädt. Sie wird wahrscheinlich noch neun bis zehn Jahre dauern, die Sanierung der größten Wismut-Deponie – der Industriellen Absetzanlagen von Culmitzsch. Jahrzehntelang wurden die giftigen Rückstände aus der Seelingstädter Uranaufbereitung in den ehemaligen Tagebau gepumpt, sodass riesige Schlammteiche entstanden sind. Wie sie einmal aussehen sollen, wenn die Schadstoff-Schlämme trockengelegt sind, dazu laufen hinter den Kulissen bereits die Gespräche und Planungen. Zuletzt kamen die Betroffenen gestern beim Landesverwaltungsamt in Weimar zusammen.

Gemeinden wie Seelingstädt oder Gauern, aber auch Umweltverbände erheben Einwände gegen die bisher vorliegenden Pläne. Das betrifft vor allem die Fragen, wie viel Niederschlagswasser einmal auf die Deponie niedergehen wird, wie viel versickert, dann durch die radioaktiven Schlämme dringt und aufwendig gefasst und gereinigt werden muss oder wie viel Wasser von der 241 Hektar großen Anlage in die Bäche abfließt.

Derzeit gehe die Entwurfsplanung davon aus, dass die Einzugsgrößen von Fuchs- und Culmitzschbach denen der Zeit vor dem Bergbau entsprechen. Doch die Landschaft habe sich durch die Sanierung, durch Verdichtung und Drainage verändert, urteilen die betroffenen Dörfer. Deshalb erwarten sie, dass deutlich mehr Wasser von dem Hochplateau in die Bäche strömen wird.

"Der Untersuchungsraum ist bislang zu eng gesteckt", sagt Katrin Dix, Vorsitzende der Verwaltungsgemeinschaft Wünschendorf. Daher sei es auch in Anbetracht des Elster-Hochwassers vom Juni nötig zu untersuchen, welche Wassermassen von der abgedeckten Deponie in den Fuchs- und Culmitzschbach und von dort weiter in die Weiße Elster fließen. Ziel sei es, so wenig Wasser wie möglich durch das enge Fuchstal und durch Wolfersdorf und Endschütz zu schicken. Dazu könnte Wasser vom Fuchsbach in die Culmitzsch-Aue übergeleitet werden, so der Vorschlag der Gemeinde Seelingstädt.

Das befürwortet auch der Kirchliche Umweltkreis Ronneburg. "Die Wismut konzentriert sich bisher allein auf das Fuchstal", kritisiert Hans-Dieter Barth vom Umweltkreis. Damit verschlechterte sich die Hochwassersituation für Wolfersdorf, und der Bergbausanierer nehme auch in Kauf, dass sich das Wasser seinen Weg suche und man dann nachbessern müsse.

Die Krux dieser Mammut-Sanierung: Einerseits soll möglichst wenig Wasser von der fertigen Deponie aus in die Bäche fließen, andererseits soll ebenso möglichst wenig Wasser in der Deponie versickern. Das zu verhindern, ist Aufgabe der Abdeckschicht. Der Umweltkreis kritisiert die Entwurfsplanung auch in diesem Punkt. Er fordert: Der Deckel, der auf die trocken gelegten Schlämme kommt, soll dichter werden und mineralisch, also auch aus Ton oder Lehm bestehen. "Nach der aktuellen Planung wird mehr Wasser versickern als es eigentlich müsste", so Hans-Dieter Barth. Mit den Folgen, das wohl über Jahrzehnte das eindringende Wasser gefasst und gereinigt werden muss. Dabei sei eine möglichst trockene Verwahrung der Schlämme das erklärte Ursprungsziel der Sanierung gewesen, erinnert der Umweltkreis.

In Culmitzsch lagern 85 Millionen Kubikmeter giftige Schlämme, deren radioaktives Langzeitpotenzial der Umweltkreis mit dem niedersächsischen Atommülllager Asse vergleicht. Es entstehe Deutschlands größte radioaktive Deponie – und der Abstand zum nächsten Dorf beträgt 200 Meter. "Die Menschen der Region müssen damit leben und das für die nächsten Jahrhunderte", betont Hans-Dieter Barth.“

Katja Schmidtke / 14.08.13


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