NABU erbringt Wolfsnachweis in Thüringen

Herrn S. Böttner von der Landesarbeitsgruppe Wolf des NABU Thüringen gelang kürzlich der nun auch amtlich bestätigte Nachweis eines Wolfes a m Rand des Truppenübungsplatzes (TÜP) Ohrdruf. „Wir freuen uns sehr über diesen neuen Nachweis. Er zeigt, dass Thüringen für Wölfe durchaus attraktiv ist. Jetzt geht es darum, die formulierten Ziele des Wolfsmanagementplanes für Thüringen umzusetzen und endlich eine Richtlinie zu erstellen, welche die Förderung der Präventionsmaßnahmen und Entschädigung von Nutztierhaltern regelt“, fordert Mike Jessat, Vorsitzender des NABU Thüringen.

Dass es sich eindeutig um einen Wolf handelt, wurde auch vom Wildbiologischen Büro LUPUS, dem Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland, bestätigt. Der TÜP in Ohrdruf stellt ein geeignetes Areal dar, in dem sich ein Wolfsrudel ansiedeln könnte. Silvester Tamás, Sprecher der Landesarbeitsgruppe (LAG) Wolf, der sich vor Ort selbst ein Bild machte, bestätigt dies. „Das Gebiet hat durchaus Ähnlichkeiten mit den TÜP in der Wolfsregion Lausitz. Falls sich der Wolf hier ansiedeln sollte, müssen wir uns langfristig an seine Präsenz gewöhnen“, so Tamás. Wölfe sind scheue Tiere und zeigen sich dem Menschen selten. Trifft man trotzdem auf einen Wolf, sollte man auf keinen Fall in Panik verfallen, sondern den Moment genießen und das Tier in respektvollem Abstand beobachten. Hat man dabei ein ungutes Gefühl, kann man auch laut rufen, in die Hände klatschen und langsam Distanz zum Wolf aufbauen.

Rund um Ohrdruf gibt es auch viele Weidetierhalter. „Um Schäden an den Schafherden durch potentielle Räuber zu vermeiden, werden passive Herdenschutzmaßnahmen wie ausreichend hohe Elektrozäunung mit Untergrabungsschutz und Flatterbändern empfohlen. Ebenso kann der Herdenschutz um aktive Maßnahmen wie Herdenschutzhunde oder Yaks erweitert werden. Werden die Maßnahmen des Herdenschutzes konsequent angewandt, bleiben Schäden durch Raubtiere aus“, rät der Sprecher der Landesarbeitsgruppe Wolf.

Aus Sicht des NABU Gera-Greiz ist eine sofortige präventive und umfassende staatliche Unterstützung der Schafhalter der Region und solchen, in denen eine Wolfsansiedlung zu erwarten ist, notwendig. Beginnend z.B. bei der Förderung des Erwerbs wolfssicherer Elektrozaunnetze samt Zubehör, der Unterstützung der Ausbildung und Haltung von Herdenschutzhunden oder dem Aufbau eines dichten Netzes anerkannter Rißgutachter, die in Verdachtsfällen kurzfristig vor Ort sein müssen. Ebenso muß die versicherungsrechtliche Schadensregulierung geklärt sein, wobei hier der Freistaat Thüringen z.B. durch die Schaffung eines speziellen Entschädigungsfonds vorangehen muß.
Die Landschaftspflege mittels Beweidung ist für den Erhalt der Thüringer Kulturlandschaft und der heimischen Artenvielfalt – zu der auch der Wolf gehört – unverzichtbar. Aber die begrüßenswerte Wideransiedlung einer ausgerotteten Art, die im Sinne des Gemeinwohls einen Biodiversitätszuwachs darstellt, darf nicht einseitig zu Lasten der Schäfer bzw. Schaf- und Weidetierhalter gehen. Diese sind ohnehin schon mit vielfältigen (nicht nur) EU-bürokratischen Problemen, die für viele Betriebe existenzbedrohend sind, belastet. Der beängstigende Rückgang der in Thüringen gemeldeten Schafe und schafhaltenden Betrieben seit 1990 zeigt dies deutlich. In Zusammenarbeit zwischen dem Freistaat Thüringen, dem Verein Thüringer Schafhalter e.V. und weiterer Berufsverbände sowie den anerkannten Naturschutzverbänden muß es schnellstmöglich gelingen, die Zukunft der Thüringer Schäfereien und Schafhalter im Hinblick auf den Altneubürger Wolf problemlos zu gestalten. Denn nur wer selbst Schäfer ist oder Weidetiere hält, kennt diese Arbeit und deren notwendige kostenintensive materialtechnische Voraussetzungen.

Mehr Informationen zum Wolf in Thüringen: thueringen.nabu.de/tiereundpflanzen/wolf

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