NABU fordert Planung statt Chaos beim Windkraftausbau
Die ergänzende Windpräferenzraumstudie fördert Konflikte statt Klarheit
Jena – Der NABU Thüringen hält die ergänzende Windpräferenzraumstudie zum Ausbaupotenzial für Windenergie für fragwürdig. „EU-Vogelschutzgebiete, Biosphärenreservate und Naturparke dürfen nicht dem Ausbau von Windkraftanlagen geopfert werden“, fordert Martin Schmidt, der stellvertretende Vorsitzende des NABU Thüringen.
Die jetzt veröffentlichte Studie des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft soll den Regionalen Planungsgemeinschaften als Arbeitsgrundlage für die Fortschreibung der Regionalpläne dienen. Weil sowohl die Kriterien der Basisstudie als auch die nachgeschobene Ergänzung nicht mit dem Entwurf des Windkrafterlasses übereinstimmen, schafft dieses Vorgehen jedoch mehr Zündstoff als Klarheit. Ein besonderes Konfliktpotential sieht der NABU vor allem bei Windkraftanlagen in EU-Vogelschutzgebieten und Biosphärenreservaten. Die Studie weist zwar selbst in den Einzelbewertungen immer wieder auf mögliche Konflikte hin, verschweigt dies allerdings in der Zusammenfassung. „Von konfliktarmen Flächen kann man in EU-Vogelschutzgebieten nicht sprechen. Durch den Bau von Windkraftanlagen sind die Erhaltungsziele dieser Schutzgebiete in Gefahr und lassen sich kaum auf Ebene der Raumordnung ausräumen“, gibt Schmidt zu bedenken.
Auch sehen die Naturschützer die Ziele von Biosphärenreservaten, unter anderem den Erhalt der biologische Vielfalt und der Kulturlandschaften, gefährdet. „In Biosphärenreservaten mit einer historisch gewachsenen Kulturlandschaft, in der Mensch und Natur Ruhe finden sollen, dürfen aus unserer Sicht keine Windkraftanlagen stehen“, so Schmidt. Biosphärenreservate sind Modelle für eine besonders nachhaltige Naturnutzung. „Diese Tatsache darf man aber nicht nur mit ökonomischen Interessen gleichsetzen. Die Erholungsfunktion und die Schönheit der Landschaft in diesen Gebieten sind nachhaltige Werte, die deren Einzigartigkeit ausmachen“, erklärt der stellvertretende Landesvorsitzende.
Der NABU Thüringen hat in seiner Stellungnahme zum Entwurf des sogenannten Windenergieerlasses in Thüringen unter anderem die Aufweichung der Schutzgebietsverordnungen von Biosphärenreservaten, Naturparks und Landschaftsschutzgebieten zugunsten der Windkraft entschieden abgelehnt. Die Naturschützer fordern die Landesregierung nun auf, lieber zügig einen wirksamen Erlass für die Auswahl von Windvorranggebieten zu verabschieden und zeitnah eine Ergänzung für den Umgang mit Arten- und Landschaftsschutz auf Ebene der Anlagengenehmigung zu schaffen als mit immer neuen Studien für Verwirrung zu sorgen.
Jürgen Ehrhardt
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
NABU Thüringen e.V.