Plakette für Pohlitzer Schwalbenfreund

OTZ-Beitrag vom 28. Juli 2018

„Der Naturschutzbund Kreisverband Gera-Greiz hat dieses Erkennungszeichen zum 25. Mal verliehen.

20 Nester von Mehlschwalben sind auf dem Hof gegenüber der Kirche bewohnt. Schwalben gibt es hier schon immer. Heute nisten sie in vorgefertigten Nestern und kehren hoffentlich im nächsten Jahr zurück. Foto: Sylvia Eigenrauch

Bad Köstritz/Pohlitz. Eine Bussardfeder trägt er am Strohhut. Bauer wollte er immer werden. Bis ein „R“ seinen Platz in seiner Berufsbezeichnung behauptete. Heute arbeitet Thomas Pandorf als Brauer in der Köstritzer Schwarzbierbrauerei. Das Bäuerliche hat er sich trotzdem bewahrt. Für ihn ist es die Nähe zur Natur und das Leben im Einklang mit ihr.

Vögel lädt er ein, auf seinem Hof heimisch zu werden. Star-Kästen für den Vogel des Jahres sind montiert, ein Sperlingskasten hängt nicht weit daneben. Auch für Mauersegler hat er Nisthilfen vorbereitet. Doch unübersehbar überwiegen die Nester für Schwalben. Aus Kindertagen sind sie ihm vertraut. Seit 1604 schon bewirtschaftet seine Familie den Hof und betreibt Landwirtschaft. Auf der inzwischen abgerissenen Scheune sammelten sich einst die Tiere, um mit einem Rauschen über das Hoftor hinaus zu fliegen.

Leben in den Nestern aus Holzbeton

Dieses Jahr kamen die Mehlschwalben Mitte April – und haben die vorgefertigten 20 Nester aus Holzbeton angenommen. Als jene neu waren, blieben die Schwalben aus. Bis der 37-Jährige die Nesteingänge mit Kalk bekleckerte und so Nutzung vortäuschte. Gleich daneben ist der Versuch eines eigenen Nestbaus zu sehen. Er stammt aus diesem Jahr. Und musste scheitern. Weil der Lehm einfach viel zu trocken war und nicht als Bindemittel taugte.

Inzwischen sind die Jungtiere geschlüpft und werden mit Futter versorgt. Insekten gibt es in Pohlitz zuhauf, weil Nachbarn auch heute noch Rinder und Pferde halten und die Weiße Elster nicht weit weg ist. Natürlich kleckert Kot aus den Nestern. Was für andere oft der Hauptgrund war, die Nester zu beseitigen, nimmt Thomas Pandorf. hin. „Mich stört das nicht. Das kratze ich zusammen und das bekommen die Tomaten. Guano, bester Dünger“, meint er. Ein Brett, quer unter die Nester montiert, würde den Schmutz abhalten. „Dazu bin ich noch nicht gekommen“, meint er.

Auch bei den Rauchschwalben, sie sind an dem braunen Fleck unterm Kopf zu erkennen, hält der Nachwuchs die Elterntiere im Flug. Sie haben sich ein Nest in einer Ecke des Schweinestalls gesucht, der heute Zuhause für Kaninchen ist.

Seit März Mitglied im Nabu Gera-Greiz

„Dort, ein Stieglitz auf der Sonnenblume“. Thomas Pandorf unterbricht das Gespräch und beobachtet den Gast beim Fressen der Körner. Sein Gesicht hellt sich auf. Auch diese Art gibt es noch in der Region.

Seit März ist der Pohlitzer Mitglied des Nabu Kreisverbandes Gera-Greiz. Für die Arbeit des Naturschutzbundes habe er sich schon lange interessiert. Der Entschluss sei folgerichtig. „Ich will hier was tun“, sagt er. Mit ihm sind diesen Schritt seit vorigem Jahr viele gegangen, berichtet Konrad Schmeißer aus Rusitz von steigenden Mitgliederzahlen. Er ist es auch, der eine Plakette in den Händen hält. „Hier sind Schwalben willkommen“, steht darauf. Seit etwa einem Jahr vergibt der Nabu diese Plaketten. Schwalbenfreund Thomas Pandorf erhält die 25. in der Region und freut sich darauf, sie an seinem Haus anzubringen. Er versteht sie auch als Wegweiser für jene, die nach Tipps suchen oder ihr Wissen über heimische Schwalbenarten verbessern wollen. „Wenn Schwalben am Haus brüten, geht das Glück nicht verloren“, sagt ein altes Sprichwort.

Eine Exkursion durch das Naturschutzgebiet Frießnitzer See habe auch Pandorf die Augen geöffnet, wie groß der Artenreichtum vor wenigen Jahren noch war. „Was dort auf kleinem Raum existiert, gab es früher auch bei uns. Feldlerche und Rebhuhn bin ich als Kind noch begegnet“, sagt der junge Mann. Warum das heute anders ist, erklärt er mit der Art der Landwirtschaft. „Was wir heute erleben, ist Industrie, keine bäuerliche Landwirtschaft. Wird weiter so gespritzt und gedüngt wie heute, wird es Vielfalt in der Natur nicht mehr geben“, prophezeit er und fragt mit den Worten von Vogelpapst Peter Berthold: „Wollen wir uns auch noch hinstellen und Blüten mit der Hand bestäuben?

Ein wenig traurig ist Kurt Kühn aus Steinbrücken, dass er nicht zu den Bewohnern in seinem Geraer Ortsteil gehören kann, die sich mit einer Schwalbenplakette schmücken können. „Sie wollen sich bei mir partout nicht einnisten“, sagt der 77-Jährige. Dafür macht er die Kinder in der Kindertagesstätte Schlumpfhausen mit der Tierwelt bekannt und trägt seit 55 Jahren jedes Frühjahr Kröten über die Straße. Dass der junge Pohlitzer wie er tickt, macht ihn froh und gibt ihm Zuversicht.

Kontakt Thomas Pandorf (0152) 275 678 06“

Sylvia Eigenrauch / 28.07.18


Text- und Bildquelle

OTZ-Beitrag vom 16. März 2018: Vögel stehen auf heimische Pflanzen

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