Weniger Mähen für die Artenvielfalt

Zum Weltbienentag am 20. Mai fordert der NABU Thüringen mehr Schutz für Wildbienen und das Mähverhalten zu ändern

Knautien-Sandbiene (Andrena hattorfiana) - Wildbiene des Jahres 2017 © Foto: Peter Brixius

Jena – Zum Weltbienentag macht der NABU Thüringen auf den Rückgang der Wildbienen aufmerksam und fordert das Land Thüringen und die Menschen auf, sich mehr für den Schutz dieser Insekten einzusetzen. Laut Roter Liste Thüringens gibt es im Freistaat derzeit 416 Wildbienenarten. Davon gelten 43 als ausgestorben oder verschollen, 72 Arten werden „als vom Aussterben bedroht“ geführt, 61 gelten als „stark gefährdet“ und 56 Arten werden in der Kategorie „gefährdet“ geführt.

Für den Schutz der Wildbienen kann allerdings jeder etwas tun, weiß Ronald Bellstedt ein Insektenexperte des NABU Thüringen zu berichten: „Zum Beispiel könnte das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft endlich eine insektenfreundliche Bewirtschaftung der Straßenränder umsetzen. Straßenränder werden viel zu oft und auf zu viel Fläche mit insektenzerstörender Mähtechnik gepflegt. Straßenränder müssen nicht mehrere Meter breit gemäht werden. Um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, reicht es, einen Streifen in einer Breite eines Mähwerks direkt am Weg oder der Straße zu mähen. Ähnliches gilt für Wiesen, Randstreifen und Säume an Wegen und Bächen. Ein derartig insektenschädlicher Umgang mit so wichtigen Biotopen ist einer der Treiber des Artenverlustes.“

extensiv bewirtschaftete, private Wiese im
Mai 2023
© Foto: Lutz Wolfram / NABU Gera-Greiz

Der NABU Thüringen empfiehlt aber auch Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzern den Rasenmäher öfter im Schuppen stehen zu lassen. „Wer nur die Wege mäht oder auch mal gar nicht, der kann sich über mehr Blüten und Wildbienen und Co. in seinem Garten freuen. Diejenigen, die zusätzlich ihren Garten mit Blühpflanzen bereichern möchten, können gebietsheimisches Saatgut einsäen. Einfach den bestehenden Rasen punktuell freilegen, Samen ausbringen und beobachten was sich tut“, sagt Ronald Bellstedt. Für die mutigen unter den Gartenfreundinnen und Gartenfreunden empfiehlt der NABU Thüringen einige Ecken im Garten als Wilde Inseln über einen längeren Zeitraum stehen zu lassen.

intensiv landwirtschaftlich bewirtschaftete Wiese im Mai 2023
© Foto: Lutz Wolfram / NABU Gera-Greiz

Aus Sicht der Naturschützer müssen aber auch in der intensiven Landwirtschaft noch mehr Wege gefunden werden, um die Artenvielfalt zu erhalten und zu fördern. Zum Beispiel werden landwirtschaftlich genutzte Wiesen heute bis zu fünf Mal im Jahr gemäht, das Gras wird mitsamt Insekten meist in praktische Siloballen verpackt. Damit sich auf diesen intensiv genutzten Flächen Wiesen-Margerite, Acker-Witwenblume oder Schafgarbe entwickeln können, müssen die Pflanzen blühen und aussamen können. Günstig wäre ein später Schnitt je nach Standort und Entwicklungsstand der Wildpflanzen möglichst nicht vor Mitte Juni. Der Einsatz von schonender Mähtechnik mit einem Balkenmäher würde dafür sorgen, dass weniger Wiesenbewohner bei der Ernte sterben.

Fünf Tipps für insektenfreundliche Wiesen

  • Später Schnitt, je nach Entwicklungsstand der Wildpflanzen möglichst nicht vor Mitte Juni, und das Schnittgut abräumen
  • Nicht alles auf einmal mähen, sondern in Abständen von zwei bis drei Wochen
  • Ränder und Säume an Wegen, Straßen, Wäldern und Bächen als Rückzugsraum erhalten
  • Mindestens zwölf Zentimeter Wuchshöhe stehen lassen, so können Insekten überleben
  • Wenn möglich Sensen oder Balkenmäher nutzen

Weiter Infos unter: www.NABU-Thueringen.de

Hintergrund
Seit 2018 wird der Weltbienentag gefeiert. Ausgerufen hat ihn die UN auf Initiative Sloweniens. Der am 20. Mai 1734 geborene, slowenische Hofimkermeister Anton Janscha gilt als Erfinder der modernen Imkerei. Der Tag soll auf die wichtige Rolle der Bienen als Bestäuber und ihre Gefährdung hinweisen.

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