Wundersame Wunderlichkeiten I

Der Thüringer Minister für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz, abgekürzt TMLFUN – (man beachte die Reihenfolge der Zuständigkeitsbereiche – hat überraschend die ökologische Wertigkeit der vielerorts gründlich beseitigten oder infolge Pestizid- und Düngereinsatz zu intensivgrünlandähnlichen, artenarmen Grasgesellschaften veränderten Feldraine entdeckt.

Wie wohl seine Pressemitteilung inhaltlich korrekt ist, darf an der Bereitwilligkeit, hier tatsächlich eine – bezogen auf die landwirtschaftliche Nutzfläche in Thüringen wohlgemerkt nur kleine – positive Veränderung zugunsten der Natur in Gang zu bringen, gezweifelt werden. Die bisherige Arbeit des TMLFUN läßt zum allmählichen Ende der Legislaturperiode hin keine andere Schlußfolgerung zu, leider. Aber: Es ist Wahljahr und man darf getrost annehmen, daß Herr Minister Reinholz, sollte er dann noch oder wieder Minister sein, sehr schnell vergessen haben wird, was er heute zu den Feldrainen gesagt hat.

Ach so, manchmal stehen im Feldrain auch Obst- und andere Bäume: Die Landesregierung unterläßt es vehement, hier Mindestabstandsregelungen zum Schutz der Bäume festzulegen. Es darf also weiterhin dicht angepflügt werden, meistens stören die Bäume oder Hecken sowieso …


Textquelle

„19.06.2013 Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz

Medieninformation

Reinholz: Feldraine stärker schützen

Thüringens Umweltminister Jürgen Reinholz plädiert für einen stärkeren Schutz der Ackerrandstreifen in Thüringen. „Die Feldraine bieten Rückzugsräume für Tier- und Pflanzenarten, die aus der übrigen Agrarlandschaft oft schon verschwunden sind. Diese Inseln der Artenvielfalt müssen wir allein aufgrund ihrer ökologischen Bedeutung erhalten“, sagte der Minister anlässlich der Vorstellung eines Merkblatts über Feldraine der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL).
Mit dem Faltblatt sollen Landwirte und Kommunalvertreter für die ökologischen Funktionen der Ackersäume sensibilisiert und zu einer gezielten Pflege angeregt werden. Bei der Pflege sind verschiedene Vorschriften des Eigentums-, Naturschutz- und Pflanzenschutzrechts sowie zu Cross Compliance zu beachten, über die das Merkblatt informiert. Weiterhin beschreibt es Pflegestrategien für artenreiche Ackerrandstreifen und Fördermöglichkeiten.

Die Bedeutung der Ackersäume liegt jedoch nicht nur in ihrem Artenreichtum. Sie können den Boden vor Erosion schützen, Biotope vernetzen und strukturieren die Landschaft. Dazu Minister Reinholz: „Neben Bäumen, Hecken, Gewässern oder Wegen sind Feldraine das, was unsere Kulturlandschaft reizvoll macht. Wer spaziert oder radelt denn nicht gerne an einem Blühstreifen vorbei, in dem es summt?“

Hintergrund

Feldraine sind jene Säume und Streifen, die zwischen oder am Rand von landwirtschaftlichen Nutzflächen liegen. Als Übergangsbereiche zwischen unterschiedlichen Lebensräumen gelten solche Saumbiotope allgemeinals sehr artenreich. Es können sich unterschiedliche Pflanzengemeinschaften ausbilden,die wiederum die Basis für das Vorkommen zahlreicher Tiere darstellen, denen derFeldrain als Nahrung, Deckung, Lebens- und Nistplatz, Flucht- und Überwinterungsmöglichkeitdient.

Durch die moderne Landwirtschaft verschwanden vielerorts die Acker­randstreifen, zumal sie keinen direkten wirtschaftlichen Ertrag liefern. Noch vorhandene Feldraine sind in ihrem Bestand stark gefährdet, zum Beispiel durch Verbuschung, Dünger- und Pflanzenschutzmittel-Eintrag, Befahren oder falsche Pflege.
Das Merkblatt Feldraine kann auch von der Internetseite der TLL www.tll.de/ainfo/pdf/rain0613.pdf herunter geladen werden.

Andreas Maruschke
Pressesprecher“

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