Amphibienzaun 2011 – eine gelungene Aktion!

von Lutz Wolfram (Rohna), 2011/58

Krötenschutzzaun bei Rohna
Foto: Lutz Wolfram, NABU Gera-Greiz e.V.

Schon seit mehreren Jahren hatte ich jeweils im Frühjahr die Krötenwanderung auf der Ortsverbindungsstraße zwischen Rohna und Schömberg wahrgenommen. Dort befindet sich am Waldrand gelegen ein Teich, dessen Damm die Straße bildet. Diese müssen die Kröten überqueren, um vom gegenüberliegenden Terrain zu ihrem Laichgewässer zu gelangen. Beim Befahren dieser Straße fuhr ich immer besonders langsam, wich wandernden Kröten aus und hielt oftmals an, um sie über die Straße zu tragen. Doch dies bedeutet nur den berühmten Tropfen auf den heißen Stein. 2009 konnte ich es nicht mehr mit ansehen. Die Straße war regelrecht gepflastert mit überfahrenen Tieren. Um zumindest einige von ihnen zu retten, fuhr ich, wenn ich Zeit hatte, zu dem Teich und las die noch lebenden Kröten von der Straße. Als die Zeit der Wanderung vorbei war, nahm ich per E-Mail Verbindung zum BUND auf. Von dort erhielt ich die Auskunft, in der betreffenden Region habe man keine Mitglieder, die sich der Sache annehmen könnten. So verging das Jahr, ein neues Frühjahr kam und damit begann eine erneute Krötenwanderung. 2010 nahm ich meine Tätigkeit als Krötenhelfer wieder auf.

Doch diesmal beförderte ich nicht nur die Kröten über die Straße, sondern machte auch Fotos von den toten Tieren. Diese sendete ich an den NABU und das Umweltamt Greiz. Von beiden Stellen erhielt ich auch diesmal die Auskunft, keine Helfer zur Verfügung stellen zu können. Man gab mir jedoch die Zusage, das Material für einen Amphibienzaun zur Verfügung zu stellen, wenn ich selbst genügend Helfer finden würde. Ich begann daher mit den Anwohnern meines Ortes und mit den Bürgermeistern der Gemeinde Harth-Pöllnitz und des Ortes Schömberg über das Vorhaben zu sprechen. Um einen größeren Personenkreis zu erreichen, veröffentlichte ich im Amtsblatt der Gemeinde Harth-Pöllnitz einen Hilfeaufruf, gestaltete einen Aushang in der stark frequentierten Bäckerei Förster in Steinsdorf und nahm eine Einladung des Schömberger Bürgermeisters zur Gemeinderatssitzung an, in der ich mein Anliegen vortrug. Bis zum Ende des Jahres 2010 hatte ich 9 Helfer aus den Orten Niederpöllnitz, Schömberg, Steinsdorf, Rohna und Weida für die Betreuung gewonnen. Diese waren durch das Amtsblatt, durch Gespräche und auch durch die Internetseite des NABU auf die Aktion aufmerksam geworden. Mit mir und meiner Frau waren wir somit 11 Helfer und die Betreuung des Zaunes war sichergestellt. Somit konnte ich den Vertrag über die Betreuung eines Amphibienzaunes mit dem Umweltamt Greiz abschließen. Da ich bis zu diesem Zeitpunkt nur laienhaft Kenntnisse von Amphibien hatte, war ich dankbar für die fachliche und sehr freundliche Unterstützung von Mitgliedern des NABU, vor allem von Herrn Sebastian Schopplich und Herrn Andreas Martius. Diese gute Zusammenarbeit, die interessanten und nützlichen Projekte des NABU in meiner Wohnregion und das schon seit meiner Kindheit bestehende Interesse an der Natur bewog mich, zusammen mit meiner Frau und meiner Tochter, Familienmitglied im NABU zu werden.

Am 1. März 2011 wurde durch das Landratsamt Greiz, Untere Naturschutzbehörde, der Amphibienzaun zu uns nach Hause geliefert. Am 7. März 2011 fand eine Zusammenkunft aller sich bei mir gemeldeten Helfer statt, in der ich sie über den Umgang mit den Tieren, die Probleme der Sicherheit bei Tätigkeiten in Straßennähe und die Erfassung der Tiere nach den Arten einwies. Der Bürgermeister der Gemeinde Schömberg, selbst freiwilliger Helfer, stellte uns hierfür den Gemeinderaum zur Verfügung. Bei diesem Treffen wurde ein grober Einsatzplan erstellt, in dem alle Helfer je nach Verfügbarkeit zu den Früh- oder Abendeinsätzen eingetragen wurden. Diesen arbeiteten mein Frau und ich im Vorlauf von einer Woche genau aus und steckten allen Helfern jeweils ein Exemplar in den Briefkasten. Jeder konnte nun genau ablesen, wann er terminlich eingeplant. Für Notfälle und Zwischenfragen stand unsere Telefonnummer zur Verfügung.

Aufgestellt wurde der Zaun am 14. März. Durch Zufall war an diesem Tag der Bürgermeister der Gemeinde Harth-Pöllnitz vor Ort, der daraufhin begeistert das Aufstellen des Zaunes fotografierte und einen sehr engagiert geschriebenen Artikel im Amtsblatt der Gemeinde veröffentlichte. Schon am Abend waren die ersten Tiere unterwegs. An den folgenden Tagen kühlte es sich jedoch wieder merklich ab. Den Amphibien war es nicht mehr möglich, ihre Wanderung fortzusetzen, da sie hierfür mindestens eine Umgebungstemperatur von 5°C benötigen. An diesen Tagen sagten wir den Helfern telefonisch rechtzeitig ab. Vom 30. März bis zum 6. April herrschten dagegen optimale Bedingungen. Nun vollzog sich die Hauptwanderung. Die Helfer waren morgens und abends im Stundentakt am Zaun eingeteilt und hatten sprichwörtlich alle Hände voll zu tun. Die Amphibien wurden aus den 10 Eimern am Zaun in einen Transporteimer befördert und über die Straße zum Teich getragen, in den sie unbeschadet entschlüpfen konnten. Die Wahrnehmung der Termine durch die Helfer erfolgte vorbildlich und wir bekamen auch genügend Rückmeldungen über den Erfolg der einzelnen Einsätze.

Ab 4. April setzte bereits die Abwanderung ein und es saßen mit jedem Tag mehr Tiere auf der Straßenseite vor dem Zaun, welcher daraufhin am 6. April abgebaut wurde.

Hatte man in den letzten Jahren immer nur die überfahrenen Kröten wahrgenommen, zeigte sich bei der Betreuung des Zaunes, welche Vielfalt an Amphibien es in unserer Umgebung gibt. So wurden neben der enormen Anzahl von 1.450 Erdkröten, auch 212 Bergmolche und 66 Teichmolche gezählt. Von besonderer Bedeutung war die Erfassung von 19 Tieren des auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Lurche als gefährdet geführten Kammmolches und des auf der Vorwarnliste stehenden Grasfrosches mit 71 Exemplaren. Ist einerseits das bloße Vorfinden dieser Arten erfreulich, zeigen doch die Zahlen, wie gering und damit bedroht die Populationen tatsächlich sind.

Viele der Helfer hatten bei der Betreuung des Zaunes das erste Mal die Gelegenheit, einige der genannten Tiere aus der Nähe zu sehen und sie in der Hand zu halten, was für alle in besonderer Erinnerung bleiben dürfte.

Ich möchte allen Beteiligten ein großes Dankeschön aussprechen, denn ohne deren engagierten Einsatz wäre diese Aktion nicht möglich gewesen. Anerkennenswert ist die Teilnahme sehr junger Helfer aus Schömberg, die überaus eifrig und interessiert bei der Sache waren.

Für die Sommerzeit ist ein gemütlicher Abend geplant, um die Aktion auszuwerten, sich über die Erlebnisse und Erfahrungen auszutauschen und schon einen Blick auf die kommende „Saison“ zu richten.


Text: Lutz Wolfram, NABU Gera-Greiz e.V.

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