Der Große Schillerfalter ist der „Schmetterling des Jahres 2011“

Großer Schillerfalter (Apatura iris)
Foto: Leo/fokus-natur.de

Die Naturschutzstiftung des nordrhein-westfälischen BUND-Landesverbandes und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) – neben dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) eine der großen Umweltschutzorganisationen in Deutschland – haben den Großen Schillerfalter (Apatura iris Linnaeus, 1758) zum Schmetterling des Jahres 2011 gekürt. Warum?

Der Große Schillerfalter ist einer der größten und schönsten einheimischen Tagfalter, zugleich jedoch auch ein bedrückendes Beispiel für die Bedrohung der Arten und ihrer Lebensräume – so das Kuratorium in seiner Entscheidung. Denn der immer seltener werdende Schmetterling ist auf naturnahe Mischwälder angewiesen, in denen die Sal-Weide wächst. Die Weide dient ihm zur Eiablage sowie als Futterpflanze für die Schmetterlingsraupen. In forstlichen Monokulturen, die einseitig mit Fichten oder Kiefern bepflanzt sind, kann der Schmetterling nicht (über-) leben.

Jochen Behrmann, Geschäftsleiter des BUND in Nordrhein-Westfalen erklärte hierzu am 09. Dezember des vergangenen Jahres:

"Mit dem ‚Schmetterling des Jahres’ wollen wir auf die Bedrohung natürlicher Lebensräume für Schmetterlinge aber auch andere Tiere und Pflanzen aufmerksam machen. Der Bestand des Großen Schillerfalters geht zurück, weil junge Weidenbüsche häufig von Förstern entfernt werden. Damit wird jedoch dem Schmetterling wie auch anderen Insekten die Lebensgrundlage entzogen." Insgesamt gelten nur 20 Prozent der Bestände hiesiger Falterarten als dauerhaft gesichert. So sind der Unteren Naturschutzbehörde im Landkreis Greiz seit dem Jahr 2000 nur 8 Meldungen des Vorkommens des Großen Schillerfalters bekannt geworden. Diese befinden sich im Greizer Teil Werdauer Waldes und im Bereich den ehemaligen MUNA westlich von Bad Köstritz nahe der Kreisgrenze zu Tautenhain. Im Bereich der Stadt Gera ist der dortigen Unteren Naturschutzbehörde die einst häufige Art nur noch als im Zeitzer Forst vorkommend bekannt.

Mit über sieben Zentimetern Flügelspannweite bei den Weibchen gehört der Große Schillerfalter zu den größten Schmetterlingen Europas. Die blau schillernden Flügel der Männchen, nach denen der Schmetterling benannt ist, sind auf winzige Luftkammern in den Flügelschuppen zurückzuführen. Die weiblichen Schmetterlinge haben eine dunkelbraune Färbung. Charakteristisch sind bei Weibchen und Männchen weiße Flecken auf den vorderen Flügeln sowie eine weiße Binde und ein kleiner Augenfleck auf den hinteren Flügeln.

Der Große Schillerfalter gehört zu den wenigen Schmetterlingen, die sich nicht von Blütennektar ernähren, sondern von tierischen Produkten wie Exkrementen und Aas. Die meiste Zeit hält sich der Falter in Baumwipfeln auf. Am späten Vormittag fliegt er hinab, um an feuchtkühlen Waldrändern, auf Lichtungen oder Waldwegen Wasser und Nahrung aufzunehmen. Der Große Schillerfalter hat einen ausgeprägten Geruchssinn. Zur Beobachtung kann er durch stark riechenden Käse angelockt werden.

Im Sommer finden sich Männchen und Weibchen zur Paarung in den Wipfeln markanter Eichen oder Buchen, die den Wald überragen. Das Weibchen legt seine Eier einzeln an die Blätter von niedrigen Sal-Weiden ab. Sind die Raupen geschlüpft, klettern diese an die Spitze der Blattoberseite. Von dort fressen sie das Blatt beidseitig ab und lassen nur die mittlere Blattader unversehrt. Die mit ihrer bräunlichen Färbung gut getarnten Raupen überwintern nahezu ungeschützt an den Spitzen der Weidenzweige. Im Mai verpuppen sich die Raupen, zwei bis drei Wochen später schlüpfen die Schmetterlinge. Sie fliegen bis Ende Juli, in kühleren Regionen auch länger. Der Große Schillerfalter ist in weiten Teilen Mittel- und Osteuropas sowie Asiens zuhause. In der Roten Liste Thüringens ist der Große Schillerfalter mit der Gefährdungsstufe 3 vermerkt und nach dem Thüringer Naturschutzgesetz streng geschützt.

Seitdem Jahr 2003 wird der "Schmetterling des Jahres" von der Stiftung des nordrhein-westfälischen Landesverbandes des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gekürt, um – analog des vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) ausgewähltem „Vogel des Jahres“ – auf die Artenvielfalt und ihre zunehmende Bedrohung aufmerksam zu machen. Auch die Kampagne "Abenteuer Faltertage" des BUND, die seit 2005 jährlich durchgeführt wird, dient dem Schutz der Schmetterlinge. Dabei werden unter Mithilfe der Bevölkerung leicht erkennbare Schmetterlingsarten gezählt.

Sollten Sie den Großen Schillerfalten beobachten und ggf. mit Hilfe eines Fotos sein Vorkommen im Landkreis bzw. der Stadt Gera aufzeigen können, wären wir Ihnen für eine Meldung dankbar. Bitte mailen Sie an umweltamt@landkreis-greiz.de für den Bereich des Landkreises Greiz bzw. umwelt@gera.de für den Bereich der Stadt Gera oder an rosenkaefer@gera-greiz.nabu-thueringen.de.

Sebastian Schopplich, NABU Gera-Greiz

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