Schleichende Gefährdung der Eschenbestände

Pressemeldung des TMLFUN vom 01.09.2011

Gemeine Esche (Fraxinus excelsior L.)
Foto: Sebastian Schopplich, NABU Gera-Greiz e.V.

Nach Mitteilung des TMLFUN breitet sich der Pilz Weißes Stengelbecherchen (Chalara fraxinea KOWALSKI) in Thüringen weiter aus. Bislang liegen über diesen Pilz, der erstmals 2006 (der Zeitpunkt der Entdeckung ist umstritten) in Polen nachgewiesen wurde, aber dessen Ursprung anderen Orts vermutet wird, wenig Erkenntnisse vor. Erinnert sei in diesem Zusammenhang auch an das Ulmensterben infolge des Befalls durch die Ophiostoma-Schlauchpilze, die flächendeckend die Wirtsbäume befallen und diese massiv schädigen – bis hin zum Absterben des befallenen Baumes. Neben der ursächlichen Einschleppung der Pilze aus anderen Erdteilen (die Ophiostoma-Schlauchpilze stammen aus dem ostasiatischen Raum) werden auch Klimaveränderungen (Temperaturanstieg, abnehmende Niederschlagsmengen) sowie auch die Schwächung infolge massivem Pestizid-Einsatzes in der industriellen Land- bzw. Forstwirtschaft als begünstigende Co-Faktoren diskutiert. Die letzteren Co-Faktoren werden seit Jahrzehnten durch den NABU kritisiert, da die Nutzung des Waldes als industriell zu bewirtschaftendem (Plantagen-) Holzlieferant immer wieder das Auftreten und die Verbreitung verschiedenster schädigender Käfer oder Pilze begünstigt, die in Monokulturen optimale Lebensbedingungen finden, im Gegensatz zum naturnah und nachhaltig genutztem Wald, bei Akzeptanz des sensiblen "Ökosystems Wald". Doch ein Umdenken ist nicht in Sicht …

Folgend die die Pressemitteilung des TMLFUN vom 01.09.2011:

Zweig mit Fiederblatt der Gemeinen Esche
Foto: Sebastian Schopplich, NABU Gera-Greiz e.V.

„Eschentriebsterben in Thüringer Wäldern weiter auf dem Vormarsch

Borkenkäfer-Befall geringer als erwartet Das so genannte Eschentriebsterben hat im Vergleich zum Vorjahr in Thüringen deutlich zugenommen: So verdoppelte sich der Anteil der erkrankten Eschen in einigen überwachten Forstrevieren. Anfang August 2011 wiesen 64 Prozent aller erfassten Eschenflächen in Thüringen Schadsymptome der Krankheit auf. Der erwartete Anstieg des Borkenkäfer-Befalls blieb dagegen aus.

Im Sommer 2011 waren 13.206 Hektar Eschenfläche vom Eschentriebsterben befallen. Auch wenn fast zwei Drittel davon nur gering betroffen sind, kann von Entwarnung keine Rede sein. Auffallend ist die Zunahme der Krankheit vor allem bei alten Bäumen.

Es besteht nach wie vor ein hohes Infektionsrisiko mit dem Krankheiterreger, dem Pilz Weißes Stengelbecherchen (Chalara fraxinea KOWALSKI), dessen Sporen durch den Wind verbreitet werden. In den vergangenen Jahren hat sich die Krankheit von Polen aus nach ganz Nord- und Mitteleuropa ausgedehnt. In Thüringen wurde sie zum ersten Mal im Februar 2009 an einer Pflanzenprobe aus dem Forstrevier Weimar nachgewiesen. Befallene Bäume verkahlen an den Triebenden und können später ganz absterben. Noch ist wenig über die Erkrankung und die Möglichkeiten der Bekämpfung bekannt. Vorerst werden im Staatswald keine Eschen neu gepflanzt, und die Förderung von Pflanzungen im privaten oder Körperschaftswald ist ausgesetzt.

Ein Rückgang ist hingegen beim Borkenkäfer-Befall zu verzeichnen: Der Buchdrucker, die gefährlichste Borkenkäfer-Art, breitete sich nicht so stark in den Fichtenbeständen aus wie noch Anfang Juni befürchtet. Bis Juli meldeten die Reviere 5.659 Festmeter Befall an stehenden Bäumen, was nur der Hälfte des Befalls im Vorjahreszeitraum entspricht. Die Fachleute führen die Entwicklung auf die wechselhafte und feuchte Witterung des Sommers zurück. Die gute Wasserversorgung stärkt die Abwehrkraft der Fichten. Zwar ist der frische Borkenkäferbefall deutlich zurückgegangen, doch der Bestand an Käfern ist nach wie vor hoch und könnte sich bei günstigen Witterungsbedingungen sprunghaft vermehren.

Andreas Maruschke
Pressesprecher“

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