Pflegemaßnahmen für Kiebitze und Kopfweiden

Im Naturschutzgebiet „Frießnitzer See-Struth“

Kiebitz (Vanellus vanellus) © Foto: Frank Leo /fokus-natur.de

Durch den Naturschutzbund Deutschland (NABU) wird seit einigen Jahren die Wahl zum Vogel des Jahres veranstaltet. Im Jahr 2024 konnte der Kiebitz (Vanellus vanellus) die meisten Stimmen auf sich vereinen. Im letzten Jahr wurden erfreulicherweise fünf Brutpaare im Naturschutzgebiet „Frießnitzer See-Struth“ beobachtet. Das ist eine stattliche Zahl, denn in Thüringen ist der Kiebitz vom Aussterben bedroht. Inmitten der Frießnitzer Wasserbüffelweide hatten die Vögel ihre Bodennester angelegt. Die Wasserbüffel sind keine Gefahr für den Kiebitz. Im Gegenteil: Durch die Beweidung entstehen erst die kurzrasigen Flächen, welche er als Brutplatz bevorzugt. Um dem bedrohten Vogel etwas „unter die Flügel zu greifen“, gab und gibt es im Naturschutzgebiet einige Anstrengungen.

Eine Maßnahme ist die Jagd. Naturschutzgerecht betrieben, ist sie genauso Teil der Schutzgebietspflege wie die Land- und Forstwirtschaft. Der taubengroße Kiebitz verteidigt sein Nest zwar energisch gegen Fressfeinde, gegen zu viele hat er aber keine Chance. Für ihn und andere Bodenbrüter ist es von Vorteil, wenn es für Fuchs und Wildschwein so ungemütlich wird, dass sie ihre Nahrung lieber an anderer Stelle suchen. Jagen ist laut Verordnung des Naturschutzgebietes vom Hochsitz aus oder als Drückjagd erlaubt. Ein „Sondereinsatz“ des örtlichen Jägers war im Februar 2023 notwendig, als ein Höckerschwan (Cygnus olor) auf der Bundesstraße 175 direkt neben dem Naturschutzgebiet angefahren wurde. Mit Zustimmung aller zuständigen Behörden, erlöste dieser das schwer verletzte Tier von seinen Leiden.

Wasserbüffelweide Frießnitz © Foto: Landratsamt Greiz\UNB

Zurück zum Kiebitz: Eine weitere Maßnahme soll Fressfeinde aus der Luft fernhalten und gleichzeitig mehr Kiebitze zum Brüten einladen: Ab Ende Januar werden eine Erlengruppe und ein Weidengebüsch neben der aktuellen Kiebitz-Brutfläche durch das Landschaftspflege-Team des Landkreises abgeschnitten. Dadurch wird die Freifläche insgesamt größer und für Kiebitze und andere Bodenbrüter attraktiver. Denn diese sehen gerne von Weitem, ob Gefahr heranschleicht. Einige weitere Bäume werden geringelt, das heißt ein Teil der Rinde wird entfernt, so dass sie langsam absterben. Damit sollen Krähen und andere fliegende Beutegreifer nicht mehr neben den Kiebitz-Nestern nach Beute Ausschau halten. Nebenbei schafft das Ringeln der Bäume stehendes Totholz, das für Holzkäfer wie den Bauernbock (Xylotrechus rusticus) lebenswichtig ist. Diese in ganz Deutschland stark gefährdete Käferart wurde 2020 auf einer Streuobstwiese bei Großebersdorf nachgewiesen.

Für den Bauernbock und weitere Holzkäfer-Arten sind auch die Kopfweiden am Frießnitzer See ein wichtiger Lebensraum. Kopfweiden sind jedoch keine eigene Pflanzenart, sondern eine Wuchsform. Ohne den Menschen, der regelmäßig die Äste abschneidet, würde es sie nicht geben. Und: einmal Kopfweide, immer Kopfweide. Werden die Köpfe nicht aller sechs bis acht Jahre geschnitten, brechen sie auseinander und der wertvolle Lebensraum geht ver-loren. Daher wurden auch etliche Kopfweiden am Frießnitzer See vor Kurzem geschnitten, die restlichen sollen dann in den nächsten Wintern folgen.

Kopfweidenreihe am Frießnitzer See vor dem Schnitt © Foto: Landratsamt Greiz\UNB

Auch im Umfeld des Aussichtsturms am Frießnitzer See werden Weiden abgeschnitten. Ehrenamtliche des NABU Gera-Greiz nehmen hier die Säge in die Hand. Durch den Rück-schnitt soll die gute Aussicht auf den Frießnitzer See erhalten bleiben. Das hält den Turm für Besucher attraktiv, sichert aber auch die Ruhe im Uferbereich. Denn das Betreten des Gebiets abseits der befestigten Wege ist aus gutem Grund verboten. Es stört Blässhuhn (Fulica atra) und Rohrweihe (Circus aeruginosus) beim Brüten und ist zudem unnötig, wenn man alles mühelos von oben sehen kann. Kiebitze kann man allerdings vom Aussichtsturm nicht beobachten. Dafür ist die Brutfläche zu weit entfernt. Wer in diesem Frühling den Gauklern der Lüfte bei ihren spektakulären Balzflügen zusehen möchte, sollte am Turm vorbeigehen und den Lehrpfad entlanglaufen – und ein Fernglas dabeihaben.

Autor: Landratsamt Greiz, Sachgebiet Naturschutz, Julia Höfer

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