Artensterben und Klimakrise ernst nehmen
NABU Thüringen zieht in Weimar Bilanz für das Jahr 2023 - NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger zu Besuch
Jena/Weimar - Bei allen wichtigen Themen, die die Menschen derzeit bewegen, darf nicht vergessen werden, dass insbesondere die Klimakrise und das Artensterben auch Auswirkungen auf Bereiche wie Ernährungssicherheit, Landnutzung, Migration und Wirtschaft haben. „Erderhitzung und Artensterben sind reale Probleme, die sich weder leugnen noch verharmlosen lassen, wie es populistische Kräfte hierzulande versuchen. Wir müssen so schnell wie möglich mit aller Kraft Maßnahmen ergreifen, um die Erderhitzung und das Artensterben zu stoppen. Ehrlich gesagt bedeutet das auch Veränderungen in der Lebensweise von uns allen. Ein "Weiter so" wie bisher hätte fatale Folgen für uns Menschen“, sagte der Präsident des NABU-Bundesverbandes Jörg-Andreas Krüger heute auf der Landesvertreterversammlung des NABU Thüringen in Weimar. „Der Weltklimarat und der Weltbiodiversitätsrat haben längst vor den unumkehrbaren Folgen des Klimawandels für unsere Ökosysteme gewarnt. Es wird zu massiven Artenverlusten kommen, Klimakatastrophen und Extremwetterereignisse werden zunehmen. Wenn der Ressourcenverbrauch und die Naturzerstörung so weitergehen, gefährdet dies unser aller Existenz.“
Der NABU Thüringen hat Forderungen zusammengestellt, die Perspektiven aufzeigen, damit es der Natur im Land wieder besser geht. Martin Schmidt, Landesvorsitzender des NABU Thüringen, sagt mit Blick auf die zukünftige Regierungsbildung im Freistaat: „Die Mehrheit der Thüringer Bürger*innen hat bei der Landtagswahl die pro-demokratischen Parteien unterstützt. Thüringen braucht jetzt eine starke Landesregierung, die eine entschlossene Politik für Mensch und Natur macht und mit realistischem Handeln den einfachen Scheinlösungen des Populismus, des Hasses und der Hetze entgegentritt. Wir fordern deshalb von der künftigen Regierung, sich den wirklichen Problemen unserer Zeit zu stellen und eine ambitioniertere Natur- und Klimaschutzpolitik zu betreiben.“
Dazu gehört aus Sicht des NABU Thüringen unter anderem, die Förderprogramme des Naturschutzes wie ENL (Entwicklung von Natur und Landschaft) und NALAP (Naturschutz und Landschaftspflege) weiterhin mit umfangreichen und mittelfristig planbaren Mitteln auszustatten. Für das Förderprogramm ENL müssen mindestens 10 Mio. Euro pro Jahr zur Verfügung stehen, die im Laufe der Legislaturperiode erhöht werden sollen. Das unkomplizierte und unbürokratische NALAP-Programm des Freistaates Thüringen in seiner Qualität und Quantität zu erhalten und auszubauen. Hierfür sind mindestens 5 Millionen Euro jährlich bereitzustellen. Weitere wichtige Forderungen des NABU zum Stopp der Klimakrise und des Artensterbens sind ein Aktionsprogramm zur Wiederbelebung der Auen und Flüsse sowie ein Aktionsprogramm Biodiversität zur Anreicherung der Landschaft mit Baumreihen, Hecken und blütenreichen Wegrändern. Um das Aktionsprogramm Biodiversität umzusetzen und den Landnutzerinnen die Arbeit damit zu erleichtern, sollen Biodiversitätsberaterinnen eingesetzt werden. Ziel ist es, Flächeneigentümer, Bewirtschafter und Kommunen bei der Umsetzung des Aktionsprogramms fachlich zu begleiten und bei der Bearbeitung von Förderanträgen zu unterstützen.
Für sein Lebenswerk und seinen unermüdlichen Einsatz für den Naturschutz wurde Klaus Schmidt vom NABU-Wartburgkreis auf der Landesvertreterversammlung mit der Lina-Hähnle-Medaille ausgezeichnet. Ebenfalls erhielt der NABU Gotha die Medaille für sein großartiges Engagement für die Natur, das in besonders ausgeprägter Weise ausschließlich ehrenamtlich von den aktiven Mitgliedern des Vereins geleistet wird. Die Lina-Hähnle-Medaille wird an NABU-Mitglieder oder NABU-Gruppen verliehen, die sich in herausragender Weise um den Schutz der Natur und die Gestaltung einer lebenswerten Umwelt verdient gemacht haben. Die ausgezeichneten Personen oder Gruppen sollen Schrittmacher und Motor für den nationalen und internationalen Natur- und Umweltschutz sein.
Hintergrund
Die Landesvertreterversammlung ist das höchste Gremium des NABU Thüringen. Einmal im Jahr treffen sich dort die Vertreterinnen und Vertreter der 18 Kreis- bzw. Regionalverbände und 30 Ortsgruppen des NABU. In Weimar waren an diesem Wochenende rund 100 Delegierte und Gäste aus ganz Thüringen angereist. Die Versammlung wählt den Vorstand, beschließt den Haushalt und wählt Delegierte in die Bundesvertreterversammlung des NABU. Der NABU Thüringen hat derzeit mehr als 19.300 Mitglieder und ist damit der mitgliederstärkste Umwelt- und Naturschutzverband im Freistaat. Er engagiert sich mit zahlreichen Aktionen und Projekten für den Erhalt der heimischen Artenvielfalt und für den Klimaschutz, denn Naturschutz ist auch Klimaschutz. Vom Wald über Luchs, Biber, Landnutzung, Vögel und Insekten bis hin zu Natura 2000 sind die Themenfelder des NABU in Thüringen so vielfältig wie die Natur selbst.