Havarie in Schweinezuchtanlage Alkersleben – Intensivtierhaltung kann nicht artgerecht sein
Presseerklärung der SPD-Landtagsabgeordneten Mühlbauer
Quelle: Presseservice der SPD-Fraktion im Thüringer Landtag
„Massentierhaltung ist nicht artgerecht und kann es auch nicht sein.
Dieses Fazit zieht Eleonore Mühlbauer, die Sprecherin für Landwirtschaft und Tierschutz der SPD-Fraktion im Thüringer Landtag, nachdem sie sich intensiv mit den Hintergründen einer Havarie in der Schweinezuchtanlage Alkersleben im Sommer dieses Jahres befasst hat. Dabei waren mehrere tausend Ferkel qualvoll verendet.“
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Der NABU Gera-Greiz begrüßt diese kritische Stellungnahme als eine Stimme der Vernunft wider die Agrar-Lobby. Dies auch in Anbetracht der Tatsache, daß momentan im Nordosten der Stadt Gera gegen den erklärten Willen der Bevölkerung des Dorfes Söllmnitz (1993 nach Gera eingemeindet) zwei Mitte 1989 aufgrund schwerer Betriebsmängel stillgelegte Güllebecken gigantischen Ausmaßes (Gülle ist ein zwangsläufiges Abprodukt der Schweinemasthaltung) in einem nichtöffentlichen Genehmigungsverfahren wieder reaktiviert werden sollen – trotz fundierter Einwände bezüglich bau- und immissionsschutzrechtlicher, naturschutzfachlicher sowie kommunaler Probleme. Selbst die Kirche, die man im Dorf lassen sollte, ist gefährdet, da der Gülletransport aus Mörsdorf (bei Stadtroda) per Tankwagen den Ort Söllmnitz queren würde und unmittelbar an der gotischen Kirche, die bereits heute erhebliche Risse aufweist, vorbeiführen würde. Die Vervielfachung der Bauschäden wäre damit gewiß. Zudem hatte der NABU erhebliche artenschutzrechtliche Bedenken geltend gemacht, da die ehemaligen Güllebecken u.a. vom Laubfrosch als Laichgewässer genutzt werden und das unmittelbar umliegende Gelände eine lokale Zauneidechsenpopulation beherbergt, beides streng geschützte Arten gemäß Anhang IV der FFH-Richtlinie. Diese Bedenken wurden von den zwei NABU-Mitgliedern im Naturschutzbeirat der Stadt Gera dort energisch vertreten; mit dem Ergebnis, daß infolge der gröblichen Mißachtung der Belange des Naturschutzes beide Mitglieder protestierend aus dem Naturschutzbeirat austraten. Ein Gespräch zwischen dem NABU Gera-Greiz und dem Fachdienst Umwelt der Stadt blieb ergebnislos.
Die Durchsetzung umweltschädlicher Wirtschaftsinteressen eines einzelnen Agrarbetriebes gegen die betroffene Bevölkerung erinnert bitter an die Mißachtung der Belange des Umwelt- und Naturschutzes vor 1990. Es bleibt zu hoffen, daß die weitgehenden Einsichten bezüglich des Natur- und Umweltschutzes, die die Landtagsabgeordnete Mühlbauer in ihrer Stellungnahme vom 26.09.11 vertritt, auch in Gera wahrgenommen und umgesetzt werden.