Auf Spurensuche seltener Wildtiere (1)
Überraschender Fund im Garten

Schlingnatter (Coronella austriaca) © Foto: Karli Coburger
Bei der Wiesenmahd im Frühsommer entdecke ich ein Stück alte Dachpappe, die nahe einer Trockenmauer in der Wiese lag und die ich im Herbst vergessen hatte, wegzutun. Nun habe ich sie in der Sommersonne „wieder entdeckt“ und in Aufräumabsicht vorsichtig angehoben. Was kam da zum Vorschein? Eine Schlange, schön zusammengerollt und ohne jegliche Fluchtreaktion. Aufgrund meiner Artenkenntnisse sehe ich sofort, dass es eine Schlingnatter ist, die auch bei Störung ruhig liegenbleibt, da sie sich auf ihre erdbraunen Tarnfarben mit Punkt- und Strichelzeichnung verlässt. Ganz langsam lege ich die Pappe wieder hin und werde sie auch am Ort lassen, denn unter ihr herrscht ein Mikroklima des Wohlbehagens für wärmebedürftige Reptilien.
Stopp!

Schlingnatter (Coronella austriaca) © Foto: Karli Coburger
Bevor ich weitererzähle, erst mal ein wenig BioLogo zur Schlingnatter, die auch Glattnatter genannt wird und lateinisch Coronella austriaca heißt. Die Körperlänge ausgewachsener Tiere beträgt 60 bis 70 cm. Auffallend ist die dunkle Kopf-Nacken-Zeichnung, die U-förmig und zum Körper hin geöffnet ist. Das Auge hat eine runde Pupille (im Gegensatz zur Kreuzotter mit geschlitzter Pupille). Vor der Häutung kann die Schlingnatter einfarbig grau aussehen. Als Lebensräume kommen alte Trockenmauern, Lesesteinhaufen, Steinbrüche, Bahndämme, Grabenböschungen und mit Geröll durchsetzte Bergwiesen in Frage. Die eher träge wirkende Natter ist tagaktiv und erbeutet vor allem Eidechsen, die sie in ihren Verstecken aufspürt und durch schnelles Umschlingen erwürgt (Schlingnatter!). Auf ihren unterirdischen Stöbergängen erbeutet sie auch Mäusenestlinge. Selbst Blindschleichen können überwältigt werden. Nach der Winterruhe im April oder Mai beginnen sich die Schlingnattern zu paaren. Erst im Spätsommer werden etwa 7 bis 14 Jungtiere geboren. Sie ist also lebend gebärend, während z.B. die Ringelnatter Eier legt. Die Schlingnatter hat keine Giftzähne, kann sich aber durch Beißen wehren, denn ihr Schlangenkiefer hat viele kleine nadelspitze Zähnchen.
Wie steht es überhaupt um den Schutzstatus der Schlingnatter?
Sie gilt nach Bundesartenschutzgesetz als streng geschützt und ist sogar nach EU-Recht eine zu schützende Art (FFH-Richtlinie).
In Thüringen steht sie in der Roten Liste mit der Gefährdungsstufe 2 (= stark gefährdet).
Nun zurück zum Garten und zur Frage:
Was kann ich tun?
Schlingnattern mögen naturnahe Gärten mit Trockenmauern, Grobsteinschüttungen, Totholz- und Reisighaufen, Kompostmieten und dergleichen. Ich lasse auch einen Teil des Mähguts mit einigen kleine Haufen auf der Wiese liegen, weil sich zwischen Grasnarbe und Heu ein eigenes Mikroklima bildet, das Schlingnattern aber auch anderen Reptilien zugutekommen kann. Auch alte Dachpappen, Abdeckplanen oder Folien können als künstliche Verstecke für Reptilien angeboten werden. Nur sollten sie weder ganz im Schatten noch in praller Sonne ausgelegt werden, sondern an einem halbschattigen Platz, wo es die Tiere vor allem in der Vormittagssonne nach kalten Nächten hinzieht. Auch Hecken mit heimischen Gehölzen und jeglicher Verzicht auf chemische Schädlings- und Unkrautbekämpfung fördern generell ein gesundes Ökosystem im Garten.