„Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen“ (I. Kant)
Das Wort „Minister“ ist lateinischen Ursprungs und bedeutet „Diener“
Ein Lehrstück unverblümter ministerieller Lobbyarbeit ist dieser Tage in Thüringen zu erleben. Die Bestandsentwicklung der Feldmaus wird von den Landwirten als bedrohlich eingeschätzt. Wohlgemerkt: Stets nur geschätzt! Aufgrund dieser Schätzungen macht sich der Thüringer Minister für Landwirtschaft, Forsten, – oh, fast wäre es in Vergessenheit geraten – auch noch für Umwelt und Naturschutz für die Zulassung weiterer Gifte und vereinfachter Ausbringungsmethoden stark, so lt. gestriger DAPD-Meldung (OTZ, 12.07.2012).
Und: Es existiert kein objektives, neutrales und öffentlich einsehbares Gutachten einer unabhängigen Fachbehörde oder eines öffentlich bestellten Gutachters, in welchem die tatsächliche Populationsentwicklung verifizierbar erfaßt wird.
Doch aufgrund der Schätzungen soll tonnenweise Gift auf die Felder gestreut werden. Gift, das im Boden verbleibt, Gift, das in das Grundwasser gelangt, Gift, das im Staub der Felder im Herbst vom Acker in die Dörfer geweht wird, Gift, dessen Bestandteile über die Nährstoffaufnahme der Kulturpflanzen auch in die menschliche Nahrungskette gelangen können. Welche Untersuchungen gibt es zur Verweildauer und Abbaubarkeit des Giftes im Boden oder im Wasser? Wie soll ausgeschlossen werden, daß das Gift oder dessen Bestandteile in die menschliche Nahrungskette gelangen? Wer trägt die Kosten der Grundwasserbelastung usw.?
Die OTZ vom 12. Juli bietet (Thüringen, Seite 2) eine weitere Kostprobe: Bislang unterliegt die Giftausbringung strengen Auflagen: So darf nur ein Wirkstoff (Zinkphosphid) unterirdisch, d.h. direkt in die Mäusebaue, ausgebracht werden. Minister Reinholz, in dem offensichtlich ein Till Eulenspiegel steckt, regte nun an, daß (Zitat) "in Thüringen ... jetzt versucht werden (solle), den Wirkstoff in Pappröhrchen auf den Feldern auszubringen. Diese Röhrchen erfüllten die Vorschrift der verdeckten Ausbringung." Was ist bei Regen, wenn die Pappe durchweicht? Wer hält Wildtiere (Rehe, Feldhasen, Füchse, Rabenvögel usw.) von den Röhrchen fern? Wenn das Thema nicht so ernst wäre, könnte man Herrn Minister Reinholz für einen Karnevalsorden vorschlagen. Doch diese versuchte Aushebelung der Vorgaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit durch einen Thüringer Minister sollte eher durch die Ministerpräsidentin (mindestens) öffentlich gerügt werden. Vielleicht wäre dies auch ein Anlaß, dieses verantwortungsvoll zu führende Ministerium mit einem kompetenten Kopf auszustatten – eben einem Minister als Diener des Volkes mit der Verpflichtung zu allgemeinen Wohlfahrt, nicht aber der Gewinnabsicherung einzelner Gruppen auf Kosten der Allgemeinheit!
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