Sichere Wanderwege für Fischotter in Thüringen: Erster Spatenstich an einer Brücke bei Berga

Biotopverbundprojekt der DUH ermöglicht den bedrohten Tieren die sichere Brückenunterquerung – Leiterin des Umweltamtes des Landkreises Greiz startet Umbauarbeiten

Fischotter (Lutra lutra)
Foto: Leo/fokus-natur.de

„Um den seltenen Fischotter in Thüringen vor dem Tod durch Straßenverkehr zu schützen, bauen die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) und das Flussbüro Erfurt im Freistaat gemeinsam mit der Naturschutz- und Straßenbauverwaltung zahlreiche Brücken um. Am heutigen Dienstag begannen die Umbauarbeiten der ersten Brücke in Thüringen am Pöltschbach bei Berga im Landkreis Greiz. Der scheue Wassermarder galt in Thüringen seit Mitte der 1970er Jahre als ausgestorben, kehrte aber seit den späten 1990er Jahren von Osten kommend zurück. Heute besiedelt er vor allem im Norden und Osten des Bundeslandes wieder die Flüsse Unstrut, Helme, Weiße Elster, Pleiße und deren Nebengewässer.

Die Leiterin des Umweltamtes des Landkreises Greiz, Kathrin Zschiegner, eröffnete gemeinsam die Baustelle bei Berga mit dem ersten Spatenstich. „Wir freuen uns, dass der seltene Fischotter endlich wieder im Landkreis Greiz heimisch ist und wollen dazu beitragen, dass die Art sich weiter erholt", betonte Frau Zschiegner. Dass sich der Fischotter im Landkreis langsam wieder heimisch fühlt, belegen Aufnahmen einer Fotofalle, die von der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie betreut wird. „Mit unseren Brückenumbauten wollen wir zeigen, dass mit verhältnismäßig wenig Geld viel für den Artenschutz erreicht werden kann“, erläuterte DUH-Bundesgeschäftsführer Michael Spielmann. „Wir hoffen, dass dieser Umbau der Auftakt für viele weitere in Thüringen sein wird.“

In den nächsten Wochen werden unter der Brücke entlang des Gewässers zwei Uferstreifen, so genannte Bermen, eingebaut. Der Fischotter kann so künftig gefahrlos unter der Brücke hindurchwandern und muss nicht die vielbefahrene Straße überqueren. Der Umbau erfolgt in enger Abstimmung mit dem Landratsamt und berücksichtigt den Hochwasserschutz und die Verkehrssicherheit. Die Baumaßnahmen am Pöltschbach, einem Zufluss der Weißen Elster, werden von der Firma „Der Grünmacher“ aus Wünschendorf durchgeführt. „Durch den Brückenumbau möchten wir auch herausfinden, welche Bauweise besonders effektiv zu realisieren ist und wie die Fischotter die neuen Durchgänge annehmen“, erläutert Stephan Gunkel vom Flussbüro Erfurt, der das Projekt fachlich begleitet.

Das Projekt wird vom Freistaat Thüringen mit Mitteln der Europäischen Union aus der „FörderInitiative Ländliche Entwicklung in Thüringen 2007 – 2013 (FILET)“ gefördert. Die Fördermittel werden von der Oberen Naturschutzbehörde im Thüringer Landesverwaltungsamt ausgereicht.

Hintergrund:

Der Fischotter ist heute vor allem im Osten Deutschlands wieder häufiger anzutreffen. Seine Rückkehr in den Freistaat ist vermutlich vor allem durch eine nachlassende Schadstoffbelastung der Umwelt gefördert worden. In Thüringen wurden keine Fischotter ausgesetzt.

Der Fischotter gilt in Thüringen nach der Roten Liste als stark gefährdet (Kategorie 2) und in der Roten Liste der gefährdeten Tierarten Deutschlands als noch immer vom Aussterben bedroht (Kategorie 1). Der Grund: Viele der Tiere sterben bei dem Versuch, befahrene Straßen zu überqueren. Vor allem junge Rüden legen bei der Erkundung neuer Lebensräume weite Strecken zurück – nicht selten wandern sie entlang von Flüssen und Bächen mit bewachsenen Ufern bis zu 20 Kilometer in einer Nacht. Doch obwohl der Otter ein guter Schwimmer ist, scheut er sich, unter dunklen Brücken hindurch zu schwimmen oder zu waten. Stattdessen weicht er bevorzugt auf den Uferstreifen aus, um trockenen Fußes unter Brücken und Durchlässen hindurch zu gelangen. Wenn dies nicht möglich ist, versucht er die Straße zu überqueren – ein Unterfangen mit oft tödlichem Ausgang. Von den zehn bisher in Thüringen tot aufgefundenen Ottern kamen alle durch den Straßenverkehr ums Leben, fünf starben direkt an Brückenbauwerken.

Die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) stellt mit ihrem Netzwerk „Lebendige Flüsse“ seit 1997 eine Anlaufstelle für alle engagierten Umweltverbände, Organisationen und Bürgerinitiativen im Bereich des Fließgewässerschutzes dar. Gemeinsam mit dem Ingenieurbüro „Flussbüro Erfurt“, dessen Tätigkeitsschwerpunkte in den Bereichen Gewässerschutz und naturnahe Gewässerunterhaltung liegen, führt die Umweltschutzorganisation das Fischotterprojekt in Thüringen durch. Unterstützt wird sie außerdem von der Diplombiologin Maria Schmalz, die seit 2001 im Auftrag der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie das sogenannte Otter-Netz Thüringen betreut, ein standardisiertes Erfassungsnetz für Otternachweise. Frau Schmalz ist Mitglied in der „Otter Specialist Group“ der IUCN, der Naturschutzorganisation der Vereinten Nationen.“

Berga, Dienstag, 08.10.2013

Für Rückfragen:

Ercan Ayboga, Projektmanager Fischotterschutz
Mobil: 0163 7577847, E-Mail: ayboga@duh.de

Daniel Eckold-Hufeisen, DUH Pressesprecher
Tel.: 030 2400867-22, Mobil: 0151 55017009, E-Mail: eckold-hufeisen@duh.de


Text- und Bildquelle

Pressemitteilung der Deutsche Umwelthilfe e.V.

Medieninformation des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz

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