Artenschutzturm Greiz-Reinsdorf- Große Bereicherung für die Artenvielfalt

Der Turm, vor und nach dem Umbau © Fotos: Torsten Franke
Der Ortsgruppe Greiz des NABU Kreisverbandes Gera-Greiz ist es gelungen, Anfang des Jahres 2023, die Artenschutztürme Reudnitz und Greiz-Reinsdorf aus ihrem mehrjährigem „Dornröschenschlaf“ zu holen. Dieser war durch die Auflösung des Vereins Ostthüringer Ornithologen e.V. in 2016 entstanden. Nachdem wir die Eigentumsverhältnisse recherchiert hatten, zeigten sich die Eigentümer – kommunal (Stadt Greiz in Reinsdorf) und privat (in Reudnitz) sehr kooperativ, die Nutzung weiterhin in die Hände Dritter zu geben. Nach Abschluss der Mietverträge, Auswechseln der Schlösser sowie Sicherung der Begehbarkeit konnte die Betreuung der Türme neu gestartet werden.
Am Anfang wurden durch Peter Köhler und Torsten Franke die alten Gelege entfernt, kleine Reparaturen durchgeführt und die Brutstätten gesäubert.
Während der Reudnitzer Turm mit diesen Maßnahmen schon wieder seine Funktion erfüllen konnte, sah es um den Reinsdorfer trostlos aus. Das zeigte sich nicht nur an der Bausubstanz, sondern auch an den „Hotelgästen“: Nur zwei Dohlenpaare waren 2023 dort mit ihrer Brut erfolgreich.

© Foto: Frank Leo / fokus-natur.de, September 2006
Die Fassade des Reinsdorfer Turms hat durch Witterung und bauliche Unzulänglichkeiten ihre vorherige schöne Ansicht verloren.

© Foto: Torsten Franke, Juli 2023
Für Herbst 2023 und das kommende Frühjahr 2024 hatten wir uns vorgenommen, aktiv die Ursachen dafür zu ergründen. Durch die nach unten breiter werdende Form des Turmkörpers und das dazu verhältnismäßig zu kleine Dach stand die Fassade jahrelang schutzlos im Wetter. Auch das Grafiti-Kunstwerk der Brüder Rank wurde so zerstört. Die Lösung des Problems konnte nur durch zwei umfangreiche Baumaßnahmen erfolgen: Dachvergrößerung und Holzverkleidung mit Umgestaltung von der konischen in eine zylindrische Form.

Beim Umbau © Foto: Torsten Franke
Artenschutztürme sollten generell nicht nur für Vogelschutz konzipiert werden, sondern den besonderen Anspruch erfüllen, für unsere Säugetiere der Lüfte, die Fledermäuse, Unterschlupf zu bieten. Der durch die Verkleidung entstehende Hohlraum kann genau dafür beste Voraussetzungen bieten.
Die NABU-Mitglieder Torsten Franke, Peter Köhler, Frank Leo sowie Kreisverbandsvorsitzender Andreas Martius entwickelten eine Konstruktionsplanung für den Umbau zu einem wirklich nutzbaren Artenschutzturm für Fledermäuse, Vögel, Insekten und Amphibien.
Des Weiteren wurde beschlossen, die bisherigen Hinweisschilder an den Türmen neu zu gestalten, sodass von außen erkennbar ist, wer die Betreuung inne hat.
Nach ausdrücklicher Zustimmung seitens der Stadt Greiz als Eigentümer wurde ein Antrag auf Fördermittel beim Land Thüringen eingereicht. Dieser wurde mit kleinen Abstrichen genehmigt.
Angebote von Handwerksbetrieben (Zimmermann, Dachdecker) wurden eingeholt und entsprechende Aufträge erteilt. Für die zukünftigen Untermieter mussten von unseren Fachleuten viele für unterschiedliche Arten konzipierte Quartiere ausgesucht und deren fachmännischer Einbau festgelegt werden.
Die Ausstattung des AST Greiz–Reinsdorf nach erfolgtem Umbau im Februar 2025
Einbauten: 2 Brutkisten 100x50x50cm + 120x50x50cm für Schleiereule/Kauz
2 Brutkisten á 70x40x50cm für Turmfalken
Außen:
Ansitzhölzer: 12 Stück
Giebelröhren (Fledermaus): 4 Stück
Einflugsilhouette (Fledermaus): 1 Stück
Fassadenkästen (Fledermaus), (Beton): 6 Stück
Sperlingskolonie: 1 Stück m. 6 Bruträumen
Starenkästen: 2 Stück
Kleinvogelkästen: 4 Stück
Nischenbrüterkasten: 1 Stück
Fledermauskästen (Holz): 4 Stück
Dohlenkästen (Beton): 3 Stück
Mauerseglerkästen: 4 Stück
Schwalbendoppelnester: 6 Stück
Fassadenkästen (Fledermaus): 6 Stück (von UNB bereitgestellt)
Insektenholz: 1 Stück
Für die Fledermäuse gibt es extra folgende Spaltenquartiere:
26 Stück 15 mm tief
24 Stück 30 mm tief
24 Stück 35 mm tief
Im Inneren des Turms:
Gesteins-/Wurzelschüttung (Amphibien/Reptilien) 2m²
Am 27.03.2025 erfolgte die Abnahme und Verwendungsprüfung durch den Fördermittelgeber Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN), die keine Beanstandungen ergab.
Auch der Bürgermeister der Stadt Greiz besuchte den fertiggestellten Turm offiziell am 01.04.2025.
Vorgesehen ist noch im Herbst 2025 eine Bepflanzung mit einzelnen Gehölzen in der Nähe des Turmes mit dem Zweck der Ansitz- und Deckungsmöglichkeit für Vögel.
Bleibt zu hoffen, dass es in der Region noch genügend Vertreter ihrer Art gibt, die das Angebot nutzen können.