NABU Thüringen: Giftköder gegen Mäuse dürfen nicht gestreut werden

Der NABU Thüringen lehnt den Einsatz von Feldmausködern im Streuverfahren prinzipiell ab. „Es zählt nicht für umsonst zur guten fachlichen Praxis, Mäusegift in die Mäuselöcher zu streuen und diese dann zu verschließen“, sagt Mike Jessat, der Landesvorsitzende des NABU Thüringen. „Giftköder zu streuen ist unverantwortlich. Giftköder können direkt aufgenommen werden und verendende Mäuse werden von Greifvögeln, Eulen, Störchen, aber auch von Hunden und Katzen als erste erbeutet. Gerade jetzt, wo Eulen ihre Jungen aufziehen, kann dieser Einsatz katastrophale Folgen haben.“ Dem NABU liegen in diesem Jahr Meldungen von bis zu sechs Jungen beim Waldkauz vor. Viele Mäuse in der Natur führen auch zu größeren Jungenzahlen bei Greifvögeln und Eulen – eine natürliche Gesetzmäßigkeit. Der in den Giftködern enthaltene Wirkstoff Chlorphancinon weist laut Umweltbundesamt eine sehr hohe Giftigkeit gegenüber Vögeln und Säugetieren auf.

Trotz der Warnung des Bundesumweltamtes, diese Giftköder nicht auf die Oberfläche aufzubringen, versucht die Thüringer Bauernschaft regelmäßig das Streuverfahren genehmigt zu bekommen. “Es ist verständlich, dass ein Landwirt seine Ernte optimieren will, man hört jedoch meist von Rekordernten, guten Jahren und besten Ergebnissen. Doch zu welchem Preis? Wir registrieren regelmäßig, dass es wieder weniger Feldraine, Hecken und andere Landschaftsstrukturen geworden sind.“ so Jessat. „Zum Schluss versucht die Agrarwirtschaft das ansonsten illegale Streuen von Giftködern legalisieren zu lassen. Bizarrerweise muss man schon hoffen, dass die Mäuse einige Fehlstellen im Raps- oder Getreidefeld bewirken, damit Kiebitz, Feldlerche und Rebhuhn Brutplätze im monotonen Acker erhalten und Rotmilan und Schleiereule Mäuse für ihre Jungen jagen können,“ äußert sich Jessat verärgert. Selbst Wildkatzen auf Wanderschaft und die Restbestände des Feldhamsters können betroffen sein. Beides Arten, für die Thüringen eine besondere Verantwortung trägt.

Laut den Naturschützern müsse man endlich anerkennen, dass Mäuse eine wichtige Rolle im Naturhaushalt spielen. Die Schwankungen in den Beständen sind völlig normal und müssen einkalkuliert werden. Die Forderung, sich hier mit Gift einmischen zu dürfen, offenbart die Unkenntnis der natürlichen Abläufe auf dem Feld und ist nicht tragbar. Im vergangen Jahr hat die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) sogar verfügt, dass Maßnahmen zur Bekämpfung von Feldmäusen in Nichtkulturland wie Ackerrandstreifen, Straßenrändern und Böschungen möglich sind. „Die letzten Rückzugsflächen werden damit zur Todesfalle,“ so der NABU-Landesvorsitzende.


Jürgen Ehrhardt
Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
NABU Thüringen e.V.

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